Fahrerlose Transportsysteme
Integration mobiler Roboter
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) sowie autonome mobile Roboter (AMR) halten mehr und mehr Einzug in Produktionsstätten. Es gilt, die mobilen Helfer in die IT- und Automatisierungssysteme einzubinden. Eine Herausforderung auf mehreren Ebenen.
Welche Frage sollte sich ein Unternehmen stellen, bevor es FTS in seiner Produktion/Intralogistik einsetzt?
Mark Grötzinger: Fahrerlose Transportsysteme und autonome mobile Roboter bieten ein hohes Optimierungspotenzial für die Intralogistik. Um dieses komplett erschließen zu können, muss im entsprechenden Umfeld zunächst der Wertstrom bekannt und verstanden sein. Die Erhebung grundlegender Daten wie Materialbedarf oder Frequenz sind die Basis für die weitere Planung.
Jörg Heckel: Aus meiner Sicht sind die wichtigsten Fragen vorab: Sind die Mitarbeitenden ausreichend in das Automatisierungsprojekt eingebunden und werden sie bei Planung und Umsetzung unterstützt? Ist der Prozess der zu automatisierenden manuellen Tätigkeit gut dokumentiert und sind neben der Transportaufgabe noch andere Nebentätigkeiten, beispielsweise Verpackungsmaterial entfernen, zu berücksichtigen? Sind die Transporteinheiten, sprich Palette oder Kleinladungsträger, fest im Einsatz eingeplant und gibt es dafür FTS-Anbietende?
Firma zum Artikel
Themen im Artikel
Warum sollte ein Unternehmen den Einsatz von FTS/AMR im Vorfeld simulieren?
Heckel: Mit der Simulation wird die Auslegung der FTS-Anlage zielgenauer vorhersagbar – etwa in Bezug auf die notwendige Anzahl an FTS und die Transportkapazität. Mit erfolgter Projektierung können das Simulations-Modell mit dem realen Betrieb verglichen und weitere Optimierungen simuliert werden.
Grötzinger: Eine Simulation hilft dabei, die benötigte Anzahl der AMR besser abzuschätzen, Bottlenecks im Wertstrom frühzeitig zu identifizieren und aufzulösen. Auch mögliche Risiken können so vorab erkannt und bereits in der Planungsphase ausgeschlossen werden. Anwendende profitieren von einer schnelleren und wirtschaftlicheren Umsetzung.
Wie können FTS herstellerunabhängig in die Produktion/Intralogistik eingebunden werden?
Heckel: Die Schnittstellen in Produktion und Intralogistik sind vielfältig. Ein wichtiger Punkt ist die Vergabe der Transportaufträge. Hier entsteht mit der Schnittstelle VDA 5050 ein herstellerübergreifender Standard, der diesen Teil der Integration erleichtert. Aber auch die Interaktion der FTS mit der Infrastruktur ist relevant – zum Beispiel das Rolltor, das ein Signal von den FTS für deren Durchfahrt benötigt. Andere Interaktionspunkte sind die Quellen und Senken für die Ladungsauf- beziehungsweise -abnahme. Hier fehlen noch entsprechende Standards auf der Steuerungsebene. Diese können beispielsweise über OPC UA Companion Specifications entstehen und den Einbindungsaufwand reduzieren.
Grötzinger: Wir setzen durchgängig auf offene Schnittstellen. Für den Datenaustausch zwischen fahrerlosen Transportfahrzeugen und Leitsystemen unterschiedlicher Hersteller haben der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Fachverband Fördertechnik und Intralogistik im VDMA 2020 die bereits erwähnte VDA 5050 als Kommunikationsschnittstelle definiert. Durch diese Schnittstelle sind FTS und AMR wie unser Active Shuttle universell einsetzbar. Anwendende können in der Intralogistik Fahrzeuge und Roboter unterschiedlicher Typen und Hersteller miteinander kombinieren. In der Praxis nutzen sie die Schnittstelle bereits unter verschiedenen VDA-5050-kompatiblen Leitsystemen in ihrer Intralogistik.
Was können Besuchende der Hannover Messe bei Bosch Rexroth Neues erfahren?
Grötzinger: Auf der Hannover Messe präsentieren wir modulare Lösungen, die die Digitalisierung vorantreiben: vernetzte Hydraulik, intelligente Linear-
und Montagetechnik sowie unseren durchgängig offenen Automatisierungsbaukasten ctrlX Automation. Außerdem zeigen wir, wie unsere Lösungen die Nachhaltigkeit von Anlagen verbessern. Zum Thema mobile Roboter erwartet Besuchende am Stand ein spannender Use Case mit unserem autonomen mobilen Roboter Active Shuttle.
Mark Grötzinger
ist Leiter Produktmanagement AMR & Intralogistik bei Bosch Rexroth.
Jörg Heckel
ist Leiter Projekte Produktbereich New Business bei Bosch Rexroth.
Hannover Messe, Halle 6, Stand D26