Blockchain-Technologie

Andrea Gillhuber,

Zwei Blickwinkel: Blockchain

Blockchain ist einer der Megatrends der letzten Jahre. Mit Bitcoin revolutionierte die Technologie den Finanzsektor, jetzt erhält sie Einzug in weitere Branchen, darunter die Industrie und Logistik. Doch was bringt sie? Zwei Branchen, zwei Blickwinkel.
Blockchain ist einer der Megatrends der letzten Jahre. Doch was bringt sie? Zwei Branchen, zwei Blickwinkel. © Pixabay

„Zwei Blickwinkel“ ist ein neues Format der WEKA BUSINESS MEDIEN: Hier werden Themen, welche die Industrie branchenübergreifend beschäftigen, wechselnd von den Chefredakteuren der Medienmarken kommentiert. Dieses Mal: Martin Schrüfer, Chefredakteur materialfluss und LT-manager, und Andrea Gillhuber, Chefredakteurin SCOPE.

Martin Schrüfer, Chefredakteur materialfluss

Martin Schrüfer, Chefredakteur materialfluss © Martin Schrüfer

Das Thema Blockchain wird über kurz oder lang auch die Welt der Logistik bestimmen, sie aber zunächst nicht grundlegend verändern. Es geht um mehr als um die lückenlose Kette einer Transaktion. Bis die Blockchain die sogenannten Intermediäre überflüssig macht, wird noch viel Zeit vergehen.

Das wäre das Ziel: Ware, die sich selbstständig von A nach B aufmacht, sicher bezahlt und nachvollziehbar transportiert wird – ganz ohne Amazon, Spedition Müller und Paketdienst Meier und Co. Aber hier abzuwinken und Blockchain-Ideen nicht auszuprobieren, wäre kurzsichtig.

Oberste Prämisse in der Logistik ist neben der Frage nach der Sicherheit der Technologie vor Hacker-Angriffen die Schaffung von Standards. Logistik ist weltweit und spielt sich in einem größeren Rahmen ab. Zwischen Ländern und zwischen Verkehrsträgern existieren Gräben. Sprich: Inkompatibilitäten, die bereits vor der Blockchain bestanden und nur schwer gelöst werden können. Wer einmal bei der Abfertigung eines Güterzugs dabei war oder erlebt hat, dass ein Frachtflugzeug nicht abheben kann, weil die Mappe mit den Frachtpapieren (Papieren!) noch irgendwo rumliegt, weiß, wie sehr sich Idee und Realität unterscheiden können.

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Bis es also so weit ist mit Blockchain everywhere, sei allen Beteiligten – gerade in der Politik – geraten, auch ganz profane Dinge nicht aus dem Auge zu verlieren, denn wenn der Lkw mit dem gewünschten Paket im Stau vor einer abgewrackten Brücke steckt oder der Kurierfahrer nicht in die Innenstadt reinkommt, nützt Blockchain nichts. Dann ist Logistik wieder das, was sie primär ist und immer bleiben wird: der Fluss von Material und der Transport von Gütern von A nach B. Physisch, aber mitunter alles andere als eine Commodity oder gar trivial!

Andrea Gillhuber, Chefredakteurin SCOPE

Andrea Gillhuber, Chefredakteurin SCOPE © Andrea Gillhuber

Wie revolutionär die Blockchain-Technologie ist, lassen zahlreiche Einschätzungen von Experten schon erahnen. So wird die Bedeutung von Blockchain schon mit dem Internet und dessen Einführung verglichen. Allerdings sind wir gerade noch in der Phase, die möglichen Anwendungsfelder zu entdecken. Und in der Tat gibt es einige interessante Aspekte, welche diese Technologie sehr interessant für die Industrie machen.

Durch die Dezentralität der Technologie lassen sich Daten in der Blockchain nicht unbemerkt verändern. Eine Manipulation ist so gut wie ausgeschlossen. Das kommt vor allem Branchen zugute, die einer Dokumentationspflicht unterliegen: Produkte und ihr Fertigungsprozess können über den gesamten Lebenszyklus eindeutig nachverfolgt werden. Das gilt nicht nur für die einzelnen Produktionsschritte, sondern umfasst auch Herkunftsnachweise beispielsweise von Konfliktmaterialien wie Wolfram oder Tantal. Rohstoffe und Produkte sind also eindeutig und nachvollziehbar rückverfolgbar.

Über Smart Contracts können im Industrial Internet of Things beziehungs-weise in der Industrie 4.0 Vereinbarungen getroffen und deren Einhaltung in beide Richtungen gewährleistet werden.

In der vernetzten Produktion könnten autonom arbeitende Maschinen ihren Werkstoff- und Werkstückbedarf automatisch verwalten, Standardbestellungen aufgeben und gleich abrechnen. Das Gleiche gilt für Serviceleistungen: Eine Maschine erkennt ihren Wartungsbedarf, bestellt den Techniker und rechnet die erbrachte Leistung via elektronischem Geldbeutel ab.

Sie sehen, die Anwendungsfelder und Vorteile sind vielfältig. Doch eine Schwachstelle hat die Blockchain: der Zugang! Zwar sind die Daten, Verträge und Transaktionen innerhalb der Blockchain vor Manipulationen geschützt, doch finden einmal fehlerhafte Daten den Weg in die Blockchain, sind diese nicht mehr zu korrigieren. Zertifizierungs- und Prüfstellen sind daher von entscheidender Bedeutung!

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