Mehrwert durch Digitalisierung
Drei Fragen an… Dr. Kurt Schmalz
Unternehmen erwarten echte Effizienzsteigerungen und kürzere Durchlaufzeiten, wenn sie Digitalisierungslösungen einsetzen. Welche Herausforderungen bestehen, aber auch welche Vorteile durch Vernetzung und MRK entstehen, erklärt Dr. Kurt Schmalz, Geschäftsführender Gesellschafter von J. Schmalz.
Die Mensch-Maschine- und Mensch-Roboter-Kollaboration wird auch in diesem Jahr auf der Motek ein großes Thema sein. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?
Die Mensch-Maschine-Kollaboration ist ein absolutes Trend-Thema, das wir schon länger im Blick haben. Es gilt, die Anforderungen zu analysieren, die der Einsatz von mobilen Robotern an die Komponenten stellt. Zum einen müssen diese leicht und flexibel sein – die Traglast eines Leichtbauroboters ist begrenzt und sein Einsatzort und -zweck variabel. Zum anderen spielt die Sicherheit und damit die Vorgaben der ISO TS 15066, eine Norm zur Zusammenarbeit zwischen Mensch und kollaborativem Industrieroboter, eine wichtige Rolle. Unsere Antworten darauf sind spezielle anschlussfertige Komponenten, die als End-of-Arm-Tooling an Portalen und Robotern zum Einsatz kommen. Konkrete Beispiele sind der Flächengreifer FXCB sowie die Cobot Pump ECBPi. Während wir bei der Greifer-Lösung das Produktdesign speziell auf die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration entworfen haben, war bei dem elektrischen Vakuum-Erzeuger der Wegfall einer konventionellen Verschlauchung zugunsten eines flexiblen Einsatzes wichtig. Allen Komponenten gleich ist ihre Kommunikationsfähigkeit, damit sie sich problemlos in eine moderne Fertigungsumgebung integrieren lassen.
Schmalz hat mit Smart Field Devices Komponenten im Programm, die sich mit der Produktionsumgebung vernetzen. Welche Vorteile bietet das dem Anwender?
Grundvoraussetzung für die Implementierung von Industrie 4.0 ist die Verfügbarkeit aller relevanten Prozessdaten in Echtzeit. Indem wir unsere Komponenten mit Funktionen zur Energie- und Prozesskontrolle ausstatten, können diese Daten sammeln, interpretieren und via IO-Link bereitstellen. So unterstützen sie die Energy- und Condition-Monitoring-Funktion und tragen zur vorausschauenden Wartung bei. Der Vorteil für den Anwender ist eine deutliche Kosteneinsparung durch die Vermeidung von Stillständen beispielsweise. Neben IO-Link sind unsere Smart Field Devices mit einer NFC-Schnittstelle ausgestattet. Über diese kann der Nutzer Daten bequem am Smartphone auslesen – genauso wie Hinweise zur Bedienung oder Fehlermeldungen. Mithilfe App verkürzt sich so die Inbetriebnahme- und Servicezeit um teilweise über 70 Prozent.
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Wo sehen Sie Herausforderungen, das Thema Digitalisierung in Deutschland umzusetzen und wie gehen Sie damit um?
Mit der Zeit hat sich die Motivation gewandelt, warum Digitalisierungslösungen eingesetzt werden. So trifft zwar der pilothafte Einsatz von Digitalisierungslösungen in der Produktion und im Maschinenbau nach wie vor auf hohes Interesse, allerdings sinkt die Bereitschaft, die Digitalisierung um der Digitalisierung willen einzusetzen. Wir stehen heute in vielen Projekten am Übergang zu flächendeckenden Lösungen und Serienimplementierungen. Dabei steht nicht mehr das Interesse an neuen Technologien im Vordergrund, sondern der echte Mehrwert der Maschinenbaulösungen. Unternehmen erwarten echte Effizienzsteigerungen und kürzere Durchlaufzeiten. Ebenso sollen sich die Interaktion mit Kunden sowie das Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter verbessern. Für uns als Lieferant von Komponenten und intelligenten Sub-Systemen würden einheitliche Standards die Entwicklung und Bereitstellung entsprechender Smart Field Devices deutlich vereinfachen. Allerdings wird es die weltweite, einheitliche und komplett durchgängige Standardisierung im Bereich der digitalen Transformation von Maschinenbau und Produktion nicht geben. Wir orientieren uns daher an Referenzarchitekturen und marktgängigen Schnittstellen, damit unsere kommunikativen Komponenten einfach in moderne Automatisierungsumgebungen integriert werden können.
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Halle 3, Stand 3103