Hajo Stotz

„Wir schaffen das“

Industrie 4.0 kommt – auch wenn es manche bald nicht mehr hören können. Die müssen nun ganz hart sein: Auch in 2016 – und den folgenden Jahren – wird die vierte industrielle Revolution das bestimmende Thema der Industrie sein. Denn im Gegensatz zu anderen „Trends“, die schneller vergessen als entdeckt wurden, wird diese Entwicklung unser aller Leben verändern. Spürbar in allen Bereichen. Beruflich, privat, gesellschaftlich.

SCOPE-Chefredakteur Hajo Stotz.

Und wenn wir den Verheißungen einiger Protagonisten glauben dürfen, wendet sich alles zum Besseren. So prognostiziert der VDMA, dass Industrie 4.0 eine große Chance für neue Arbeitsplätze ist, und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit erwartet, dass die vierte industrielle Revolution zu einem Beschäftigungsaufbau führt – allerdings auf einem ausbildungsseitig höheren Niveau.

Trifft dagegen die Prognose der Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) zu, die in Davos gerade vorgestellt wurde, wird die vierte industrielle Revolution in den wichtigsten Volkswirtschaften bis 2020 mehr als 5 Millionen Jobs kosten: 2 Millionen Stellen mit neuem Anforderungsprofil sollen entstehen, aber rund 7 Millionen herkömmliche Arbeitsplätze entfallen. Die Studie basiert auf einer Umfrage in 15 Volkswirtschaften – darunter Deutschland, China, die USA, Großbritannien und Japan. Der immer stärkere Einsatz von Robotern und 3D-Druckern, der Gen-, Bio- und Nanotechnologie werde zu „Umbrüchen nicht nur in den Geschäftsmodellen, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt führen“.

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Im Fokus steht dabei aber nicht die Produktionshalle – dort ist die Automatisierung längst in vollem Gange. Sondern auch in Büro und Verwaltung werden künftig viele Jobs eingespart, die heute von Sachbearbeitern ausgeübt werden. Standardisierte Aufgaben übernehmen dann Roboter. Besonders betroffen sind dabei Frauen, was laut der Untersuchung auf die unterschiedlichen Ausbildungen der Geschlechter zurückzuführen ist. Denn die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) seien auch in Zukunft sicher – allesamt Berufssparten, in denen Frauen aber unterdurchschnittlich vertreten sind. Die Staaten müssten sich besser auf Industrie 4.0 einstellen und Ausbildung in zukunftssicheren Berufen stärker fördern, fordert deshalb WEF-Chef Klaus Schwab.

Für unsere deutschen Politiker würde das aber heißen: keine weitere kostbare Zeit verschenken und die richtigen Maßnahmen zeitnah einleiten. „Wir schaffen das“, beteuert die Kanzlerin mit Blick auf die Flüchtlingsfrage ununterbrochen. Mit Blick auf Industrie 4.0 würde ich wünschen, Frau Merkel sagt auch in Hinblick auf bildungspolitische Herausforderungen, Arbeitsplatzsicherungsmaßnahmen, Frauenförderung, Forschungsausbau, Standortentwicklung, Rentenfrage oder Unterstützung der KMUs so standhaft: „Wir schaffen das“.

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