Komformitätspaket (Stahlschweißen)
Vierzehn Tage gespart
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Die Uhr tickt: Ab dem 1. Juli 2014 unterliegen Hersteller von Tragwerken aus Aluminium und Stahl der neuen EN 1090 Norm, die sie verpflichtet, eine CE-Kennzeichnung vorzunehmen. Eigentlich war das Inkrafttreten für Juli 2012 terminiert; Brüssel lies sich aber auf Druck der Branche erweichen, die Frist um 24 Monate zu verlängern. Auftraggeber können aber schon heute die Einhaltung der Norm verlangen, die nationale Normen ersetzt – in Deutschland die DIN 18800/7 und die DIN V4113/3, in Österreich die ÖNORM B 4600. Unter anderem regelt die Norm den Umgang mit Ressourcen eines Betriebs (Werkstoffen, Räumen, Personal, Einrichtung) sowie Stellenbeschreibungen und Anforderungen an die Kompetenz des Personals. Auch die Eignung des Betriebs und der Schweißeinrichtungen sind eingeschlossen.
Eine Voraussetzung für die Zertifizierung eines Betriebs – und auch für die Berechtigung, entsprechende Schweißarbeiten auszuführen – sind die Schweißanweisungen für Musteranwendungen, genannt WPS (Welding Procedure Specification). Sie enthalten Infos zu Unternehmen, Werkstück, Schweißvorbereitung, Gestaltung der Verbindung und Angaben zu Schweißprozess, Schweißzusatzwerkstoff, Gas sowie Daten zum Schweißsystem. Das Erstellen solcher Anweisungen inklusive Musterschweißung, der Prüfprozess beim Zertifizierer bis hin zu Siegel und Unterschrift von Prüfstelle und Prüfer ist alles in allem ein zeit- und kostenintensiver Prozess. Einen günstigeren Weg wählte das österreichische Unternehmen Metallbau Dekassian (www.metallbau-dekassian.at). Für Geschäftsführer Meinrad Partl lag es nahe, sich frühzeitig mit der neuen EN 1090 zu befassen. Er klärte zunächst, in welchem Ausmaß das Unternehmen von der Norm betroffen ist und in welche Ausführungsklasse „EXC“ die gefertigten Bauteile fallen. Für Metallbau Dekassian gilt die Ausführungsklasse EXC2. Daraufhin erweiterten neun Schlosser und Schweißer ihre Prüfungen; Meinrad Partl selbst und sein Kollege Helmut Weindl erneuerten ihre Qualifikation IWS Schweißwerkmeister. Zugleich hat Weindl die Funktion der Schweißaufsicht inne. Partl ist sein Stellvertreter.
Erfahrungen plus neue Ideen
Bei der Einführung des Qualitätssicherungssystems kam dem Unternehmen das vorherige Qualitätsmanagement und die dabei gewonnenen Erfahrungen zugute. Neue Ideen zum Kennzeichnen der Halbzeuge, ihrer Herkunft, Verwendung und Dokumentation ergänzen jetzt das QM-System. Etwa erhalten Halbzeuge der Stahlsorte S235 eine rote Markierung und jene der S355 eine gelbe. Das beugt Verwechslungen vor. Im Vorfeld „bereinigten“ die Metallbauer ihre Halbzeugvorräte. Was nicht zu identifizieren war, wurde als Schrott ausgemustert – immerhin zwei Tonnen Material.
Vor dem Audit war die WPS-Hürde zu nehmen. „Wir wählten einen anderen Weg, der uns riesige Erleichterungen brachte. Wir kauften eine Trans Steel 5000 mit dem für Fronius und seine Kunden zertifizierten Konformitätspaket. So haben wir vierzehn Manntage und 5.000 Euro gespart“, sagt Partl. Diese Einsparungen beziehen sich aktuell nur auf sechs Spezifikationen der insgesamt 50 zur Verfügung stehenden WPS. Die übrigen 44 können die Metallbauer bei Bedarf kostenfrei nutzen.
Das zweitägige Audit mit dem TÜV Austria endete ohne Beanstandungen mit der Zertifizierung. Für zwei spezielle Nähte will das Unternehmen noch eigene WPS nach dem Vorbild der erworbenen erstellen. Zur frühzeitigen Zertifizierung zwei Jahre vor dem Pflichttermin sagt Partl: „Bei den schon jetzt möglichen Ausschreibungen, besonders öffentlicher Auftraggeber, nach EN 1090 haben wir einen klaren Wettbewerbsvorteil.“
Das MIG/MAG-Schweißsystem Trans Steel ist für das Stahlschweißen konzipiert. Gleiches gilt für das Konformitätspaket von Fronius. Es bietet dem Schweißer 50 WPS für Stahlverbindungen mit 4 bis 25 mm Materialdicke der Stahlsorten S235 und S355. Die Nahtarten FW (Kehlnaht) decken nach den Erfahrungen von Partl 80 Prozent der in seinem Betrieb vorkommenden Verbindungen ab. Für sie bietet das Konformitätspaket 34 WPS. Die weiteren 16 Prozessspezifikationen betreffen Stumpfnähte.
Zu den Anwendern von Trans Steel 5000 mit Konformitätspaket gehört in Völs auch Schweißer Stefan Mailänder: „Dank der gewählten WPS sind die Parameter vorgegeben. In definierten Grenzen kann ich nach meinen Erfahrungen Parameter variieren. Die Software passt die übrigen Werte an. Das Schweißen ist gegenüber anderen Systemen deutlich einfacher. Ich sehe die Schweißpunkte genau, und der Ablauf ist feiner als früher.“
ms