Software
Mit Spannung erwartet: PTCs Creo 1.0
Pünktlich zur diesjährigen PlanetPTC Live (siehe Bericht S. 8) begann PTC mit der Markteinführung der neuen Produktentwicklungs-Suite Creo 1.0 (siehe dazu auch CAD-CAM REPORT 5/2011, S. 42). Brian Shepherd, Executive Vice President Product Development, kündigte in Las Vegas die Verfügbarkeit der ersten neun rollenbasierten Creo-Apps an. Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung müssten bis auf Creo Layout alle sofort erhältlich sein; Creo Layout soll im Herbst dieses Jahres folgen. Alle basieren auf einem einheitlichen Datenmodell und zeichnen sich bei unterschiedlicher Funktionalität durch ein einheitliches Look&Feel aus. Die Palette umfasst derzeit Apps für verschiedene Aufgabenstellungen:
Creo Sketch: Für einfache ‚freihändige‘ Zeichnungen und Designkonzepte in 2D.
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Creo Layout: Damit lassen sich frühe Konzeptlayouts in 2D erstellen, die später als Grundlage für 3D-Designs dienen.
Creo Parametric: Das Werkzeug für die parametrische 3D-Modellierung (ergänzt um flexible Modellierfunktionen), wie sie auch Creo Elements/Pro (ehemals Pro/Engineer) bietet. Unterstützt wird insbesondere auch die Weiterverwendung von Altdaten.
Creo Direct: In Analogie dazu das Tool für das direkte Modellieren, das vollständig kompatibel mit Creo Parametric sein soll und die Flexibilität im Entwicklungsprozess weiter erhöht.
Creo Simulate: Liefert Funktionalitäten für strukturelle und thermische Simulationen.
Creo Schematics: Das Werkzeug für die Erstellung von logischen Leitungsdiagrammen.
Creo Illustrate: Für technische Illustrationen in 3D, um komplexe Informationen zu Service und Ersatzteilen zu visualisieren sowie Trainings- und Arbeitsanleitungen zu erstellen.
Creo View ECAD: Viewer für Ansichten, Abfragen und Anmerkungen im Bereich der elektronischen Geometrie.
Creo View MCAD: Das analoge Tool für den Bereich der mechanischen Geometrie.
Darüber hinaus soll die Palette der Apps mit den kommenden Versionen kontinuierlich erweitert und noch stärker unterteilt werden, um den Funktionsumfang besser auf die Anforderungen unterschiedlicher Benutzerrollen zuzuschneiden. „Das gilt insbesondere für die mächtige Creo-Parametric-App, die derzeit praktisch den gesamten Funktionsumfang von Creo Elements/Pro beziehungsweise Pro/Engineer und darüber hinaus noch einige Direktmodellierfunktionen enthält“, erläuterte auf der PlanetPTC Live Mike Campbell, Divisional Vice President Creo Products bei PTC. „Unter anderem soll die Funktionalität für die 2D-Zeichnungserstellung und die NC-Programmierung aus Creo Parametric herausgelöst und in separate Apps gepackt werden.“
Konvergenz der ‚alten‘ Systeme fest im Blick
Während Creo 1.0 mit der Parametric-App als direkte Nachfolgeversion von Creo Elements/Pro – sprich Pro/Engineer – konzipiert ist, werden sich die Anwender der ehemaligen CoCreate-Produktlinie Creo Elements/Direct noch einige Jahre mit dem Umstieg gedulden müssen. Die neue Creo-Direct-App ist derzeit nur für neue Anwender gedacht, die bei bestimmten Aufgaben die Direktmodellierungsfunktionen bevorzugen. Sie bietet weder den denselben Funktionsumfang wie Creo Elements/Direct, noch lassen sich die bestehenden Daten aus der früheren CoCreate-Anwendung vollständig in die neue Umgebung migrieren. Die Konvergenz beider Systeme ist zwar das feste Ziel von PTC, wie Campbell betonte, aber sie wird sicher nicht vor Creo 4.0 oder 5.0 erreicht werden – das heißt frühestens in drei oder vier Jahren. Solange wird PTC die Creo-Elements/Direct-Produktlinie weiter unterstützen.
Aufgrund der enormen Aufmerksamkeit, die Creo 1.0 anlässlich der PlanetPTC Live in Las Vegas fand, geriet denn auch die Vorstellung der neuen Version 18 von Creo Elements/Direct fast in Vergessenheit. Sie ähnelt nicht nur oberflächlich – das heißt in der Benutzerführung – den neuen Creo-Apps, sondern sie ist auch datentechnisch noch besser integriert, so dass neben den Geometriedaten beispielsweise PMI-Informationen aus Creo Parametric eingelesen werden können. Bei der Weiterverarbeitung der Creo-Elements/Direct-Modelle in den Apps für Folgeprozesse wie der Finiten-Elemente-Berechnung, wird eine assoziative Beziehung aufgebaut, die es ermöglicht, abhängige Geometrie wie die FE-Netze bei nachträglichen Modelländerungen ohne großen Aufwand zu aktualisieren. Dadurch lässt sich Creo Elements/Direct relativ einfach in die Creo-Prozesskette einbinden.
Stille Revolution, klare Botschaft
Allem Anschein nach überzeugt diese CAD-Doppelstrategie von PTC den Markt und die Kunden. Laut Justin Teague, der für die Creo Business Unit verantwortlich ist, wuchs das CAD-Geschäft von PTC im ersten Halbjahr um 12 Prozent und erreichte damit den höchsten Zuwachs seit zehn Jahren. Interessant ist dabei, dass die stärksten Zuwächse im Geschäft mit Creo Elements/Direct zu verzeichnen waren: Während die Lizenzverkäufe insgesamt um 40 Prozent über Vorjahresniveau lagen, explodierte der Absatz der Direkt-Modelling-Lizenzen um 96 Prozent. Für viele Kunden dürfte die einfache Handhabung der Direktmodelliersysteme ein wichtiger Kaufgrund sein: Roberto Dolci von der Systems Logistics Corp., einer der Betatester der neuen Creo-Produktfamilie, berichtete über Zeiteinsparungen von 35 Prozent bei Neuentwicklungen. Die Systems Group entwickelt unter anderem kundenspezifische Anlagen für Lagerhaltung und Logistik.
Michael Wendenburg, freier Mitarbeiter, CAD-CAM REPORT
Parametric Technology GmbH, Unterschleißheim Tel. 089/32106-0, http://www.ptc.com