Handhabungstechnik
Saubere Sp(r)itzenleistung
Jeder von uns hat schon einmal eine Spritze bekommen. Wo die Kanülen herkommen, darüber wird sich aber kaum jemand Gedanken gemacht haben. Ich verrate es Ihnen: aus Wächtersbach, einer kleinen Gemeinde, die inmitten einer beschaulichen Landschaft am südlichen Vogelsberg liegt, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Hanau. Hier hat die Firma Süddeutsche Feinmechanik ihren Hauptsitz. In insgesamt zwei Werken produziert das Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeiter/innen hochwertige Medizinprodukte, vor allem Kanülen in zahlreichen Varianten.
Die Fertigung deckt eine große technologische Bandbreite ab: neben der Metallbearbeitung und Kunststoffverarbeitung die Verbundherstellung und Systemmontage sowie schließlich die Verpackung und Sterilisation der Produkte. Gegen Ende ihrer Herstellung durchlaufen die Kanülen – einsortiert in einen Edelstahlkorb – einen Reinigungsprozess. Der Korb muss nach der Reinigung aus einer Fördereinrichtung entnommen und für die Qualitätskontrolle bereitgestellt werden. Je nach Größe und Anzahl der Kanülen kann dieser Behälter bis zu 15 Kilogramm wiegen, für die hier beschäftigten Frauen eine zu große Last. Daher suchte Fertigungsleiter Mathias Thorenz ein Handhabungsgerät zur Erleichterung dieses Arbeitsgangs.
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Grundsätzlich gibt es natürlich mehrere Anbieter für derartige Handlinglösungen. Die besondere Anforderung bei der Süddeutschen Feinmechanik bestand jedoch darin, dass der Einsatz in einem Reinraum der Klasse 100.000 erfolgen muss. Somit schieden pneumatische Lösungen aus, denn die Bereitstellung und Ableitung der Druckluft unter Reinraumbedingungen wäre nicht wirtschaftlich sinnvoll zu bewerkstelligen gewesen.
Besonderes Wirkprinzip
Dadurch kam der Balancer Liftronic Easy von Scaglia Indeva in die engere Wahl, der hinsichtlich seines Wirkprinzips eine Sonderstellung auf dem Markt einnimmt: Er ist ein komplett elektrisch angetriebener und elektronisch gesteuerter Lastbalancer. Weil Antrieb und Steuerung ohne Druckluft arbeiten, entstehen keine Emissionen, die das Arbeitsraumklima stören könnten. Für seinen Einsatz im Reinraum sprach auch die bei Scaglia standardmäßige Oberflächengestaltung und vergütung. (Die Besonderheit besteht in der glatten Fläche – im Unterschied zu Wettbewerbslösungen, die Hinterschneidungen und sonstige „Staubfänger“ aufweisen.)
Ab dem Moment der Lastaufnahme erzeugt der Balancer genau die Gegenkraft, die die Last in der Schwebe hält. Hierbei wird das Signal einer Kraftmessdose verwendet, um den Motorstrom zu regeln. Der Balancer ist sehr zuverlässig und arbeitssicher: Bei einem plötzlichen Lastabfall, zum Beispiel bei einem Bruch des Handlingguts, gibt es (dank der elektronisch geregelten Lastbalance) kein Hochschnellen – ein wichtiges Verkaufsargument. Darüber hinaus hat das System eine mechanische Senkbremse bei Energieausfall sowie eine dynamische Bremse bei zu schneller Hub- und Senkbewegung.
Der Balancer lässt sich in allen Industriebereichen für manuelle Lasthebearbeiten an Montage-, Verpackungs- und Produktionslinien einsetzen. Egal ob die Last zehn, fünfzig oder 80 Kilogramm wiegt – hierfür sind nur minimale Bedienkräfte erforderlich. Daher kann der Bediener Lasten ohne Mühe anheben und in jeder Richtung leicht bewegen. Die drucktasterfreie Betätigung der Hub- und Senkbewegung sorgt für eine einfache Bedienung des Systems. Gunthart Mau