Werkstück-Spanntechnik
Gut aufgetischt
Mit seinen für hohe Präzision bekannten Teilgeräten beliefert der Spezialist für Antriebs- und Positionier-Technologie Peiseler im Wesentlichen als Erstausrüster den Maschinenbau. Diese Teilgeräte sind in Werkzeugmaschinen, wie zum Beispiel Bohr-, Fräs- und Bearbeitungszentren, essenzielle Komponenten. Sie bringen dort die Werkstücke exakt und sekundenschnell in die für die Bearbeitung gewünschte Position.
„Man stelle sich vor, auf der ausgestreckten Hand steht ein 27 Tonnen schwerer Sattelzug, den es dann gilt festzuhalten, ohne die Position des Armes um weniger als ein Zehntel der Dicke eines Haares zu verändern.“ Für Dr. Benedict Korischem ist Präzision das entscheidende Stichwort. Er ist einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter von Peiseler. Das Unternehmen mit Stammsitz in Remscheid, einem weiteren Werk in Morbach, einer USA-Niederlassung in Grand Rapids und Vertretungen in zahlreichen Ländern gilt auf seinem Gebiet als einer der wesentlichen Technologieführer. Seine Positionier- und Teilgeräte erreichen mit bis zu einer Winkelsekunde eine extrem hohe Genauigkeit. Genau darin hebe sich das Unternehmen vom Wettbewerb ab, erklärt Korischem. Der Unterschied zur Konkurrenz liege teilweise bei nur tausendstel Millimetern, aber diese seien oftmals entscheidend und ein Grund für die Spitzenposition im internationalen Marktvergleich.
„Für uns ist diese Hochgenauigkeit das Peiseler-Gen, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte unseres bereits 1819 gegründeten Unternehmens zieht und den größten Teil unserer Produktpalette umfasst“, ergänzt sein Partner Lothar Schwarzlose. Zu der Produktpalette gehören Wender, Tische, Schwenkköpfe und Werkstückwechseltische sowie die zu den Top-Produkten zählenden Zweiachs-Schwenkeinrichtungen, die mit zwei rotativen Achsen das Bearbeiten der Werkstücke in allen Positionen erlauben. Letztere ergänzen häufig Werkzeugmaschinen, die mit drei weiteren Linear-Achsen ausgerüstet sind und so beliebige Drehungen ermöglichen.
Artikel zum Thema

"Das Peiseler-Gen als Erfolgsfaktor"
Ein Gespräch mit Dr. Benedict Korischem, Geschäftsführender Gesellschafter des Teilgerät-Herstellers Peiseler in Remscheid.

Da so gut wie alle Industrieprodukte durch Fügen oder umformende sowie zerspanende Verfahren, wie zum Beispiel Drehen, Bohren, Fräsen, Sägen und Schleifen, hergestellt werden, sind Teilgeräte elementar für deren meist automatisierte Fertigungsprozesse. Insofern hat das Unternehmen aus Remscheid einen gewissen Anteil daran, dass der deutsche Maschinenbau international den besten Ruf genießt und an der Spitze steht.
„Gerade in der Fähigkeit, Fertigungstechnik, Innovation und Kundenanforderungen zu einem System zusammenzuführen, hebt sich Peiseler vom Wettbewerb ab“, unterstreicht Edmund Woldomirski, Leiter Einkauf bei Chiron in Tuttlingen, einem der weltweit führenden Hersteller im Werkzeugmaschinenbau. Mit einem Anteil von über 80 Prozent bei den eingesetzten Teilgeräten gilt Peiseler dort seit Jahrzehnten als „First Supplier“. „Wir pflegen einen regen und positiven Technologieaustausch“, erläutert Woldomirski, „und die Innovationen unseres technisch kompetenten und leistungsfähigen Partners kommen auch Chiron ausgesprochen zugute.“
Standard oder maßgeschneidert?
Für die unterschiedlichsten Bearbeitungen von Werkstücken bietet Peiseler ein breites Portfolio an. Das Standardprogramm umfasst 14 Gehäusegrößen zwischen 100 und 2.000 Millimetern sowie Planscheiben-Durchmesser von 100 bis 3.500 Millimetern. Die zwischen 50 und 22.000 Kilogramm schweren Teilgeräte erlauben Werkstückzuladungen zwischen einem Gramm und 50.000 Kilogramm. Auch wenn die Standard-Produkte häufig noch auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet werden, so entwickeln die Remscheider häufig Sonderkonstruktionen, die maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Kunden sind.
Der Erfolg ist Ergebnis einer kompletten Umstrukturierung. Nachdem Korischem und Schwarzlose die Firma Anfang 2001 übernommen hatten, investierten sie kräftig und machten sie fit für die Zukunft. So setzten die beiden neuen Eigentümer neben umfangreichen Erneuerungen der Hallen und Maschinen einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess um. In vier Jahren gelang es ihnen, die EDV und Fertigungssteuerung völlig neu zu gestalten. Sie integrierten 40.000 auf Papier vorhandene Konstruktionszeichnungen in das neue 3D-CAD-System und klassifizierten alle bislang 127.000 verbauten Komponenten, wozu auch die 40.000 gebauten Teilgeräte gehören, die insgesamt in der Firmengeschichte hergestellt wurden. Das eingeführte CAM-Fertigungssystem steuert nun den kompletten Prozess von der Auftragserfassung bis zur Fertigstellung und sorgt für einen effizienten Produktionsablauf. Die Optimierung zahlte sich schnell aus: Um 25 Prozent stieg die Produktionseffizienz. Eine weitere Folge sind die nun im Branchenvergleich kürzesten Lieferzeiten.
Neben dem Hauptgeschäft der Erstausrüstung von Kunden spricht Peiseler seit kurzem auch die Endkunden direkt an. Vor allem für kleinere Unternehmen, die bislang Geräte mit drei linearen Achsen eingesetzt haben, haben die Remscheider die neue ATC-Baureihe auf den Markt gebracht. Diese ermöglicht die Nachrüstung um zwei rotative Achsen und damit fünfachsige Anwendungen. Aber auch Kunden, die nicht über das erforderliche Know-how oder die entsprechenden Maschinen verfügen, sind für Peiseler interessant. Ihnen bietet das Unternehmen eine Lohnfertigung und die Produktion auf den eigenen Anlagen an. Dafür stehen auf über 11.000 Quadratmeter Fertigungsfläche 50 CNC- und konventionelle Werkzeugmaschinen zur Verfügung.
Diese Kapazität ist ebenfalls Resultat der kräftigen Investitionen von Korischem und Schwarzlose. Die beiden Peiseler-Geschäftsführer haben aber nicht nur technisch die Weichen neu gestellt, sondern durch ihre Persönlichkeit und Kundenorientierung auch für eine anhaltende Kontinuität der meist langjährigen Geschäftsbeziehungen gesorgt. „Neben der technologischen Kompetenz und den vorhandenen Kapazitäten ist für uns vor allem auch persönliches Engagement und das Vertrauen in die handelnden Personen dafür ausschlaggebend, dass sich Peiseler bei uns zu einem Systemlieferanten entwickelt hat“, stellt der Chiron-Einkaufsleiter Woldomirski fest.