Irrtümer vermeiden

Andreas Mühlbauer,

Gute Entscheidungen brauchen gute Daten

Jeden Tag treffen wir rund 20.000 Entscheidungen, die meisten davon unbewusst. In der Industrie ist es ähnlich. Dabei sollten Entscheidungen auf validen Daten fußen, nur so lassen sich Irrtümer vermeiden. Zwei Experten von Lapp erläutern, was das für Predictive-Maintenance-Lösungen bedeutet, und verraten, welche Fragen sich Entscheider im Produktionsumfeld stellen müssen und wo Automatisierung hilft.

Etherline Guard überwacht den Abfall der Übertragungsparameter einer Ethernet-Leitung. © Lapp

Daten sind mehr denn je notwendig für eine zielgenaue und valide Entscheidungsfindung. In seinem jährlichen strategischen Technologietrend 2022 nennt Gartner die „Decision Intelligence“ als einen der wichtigen Technologietrends. Gute Entscheidungen schützen ein Unternehmen in Krisenzeiten. Drei Faktoren sind laut Gartner wichtig, um fundierte Entscheidungen zu treffen: Vernetztheit, Kontextualisierung und Kontinuität. „Genau diese drei Faktoren braucht es auch im Maschinen- und Anlagenbau – schließlich ist dieser stark von externen Einflüssen abhängig, und gegebenenfalls muss blitzschnell eine Entscheidung gefällt werden“, sagt Jürgen Greger, Produktmanager Industrial Communication von Lapp. Er warnt, dass falsche oder ausbleibende Entscheidungen Unternehmen teuer zu stehen kommen können: „Wenn spontan die Maschine ausfällt und es zum Stillstand kommt, kann ich nur noch reaktiv handeln, und jede Minute, die ich mich im Troubleshooting befinde, kostet mich eine mehrstellige Summe – je nach Branche.“ Der Spezialist für integrierte Verbindungstechnologie hat erkannt, dass er nur dann als strategischer Berater fungieren kann, wenn er sich mit der Maschinenplanung bei den Kunden auseinandersetzt und den Rundumblick für deren Netzwerke hat – um Kunden vor Reaktivität zu bewahren und den Weg zu langfristig besseren Entscheidungen zu ebnen.

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Vernetzte Entscheidungen brauchen vernetzte Systeme

Die durchgängig vernetzte und automatisierte Fabrik ist heute Realität – birgt allerdings Stolperfallen, denn Fehlerquellen können praktisch überall liegen. Den Zustand jedes einzelnen Geräts in einer Produktion zu überwachen, ist aber weder sinnvoll noch wirtschaftlich, das gilt auch für die Kabel. Betriebsleiter fragen sich daher zu Recht, welche Geräte sie zuerst überprüfen sollen – und entscheiden sich oft falsch. Meist kaufen sie Predictive Maintenance für die Geräte ein, die am teuersten sind, zum Beispiel für Antriebe. Der Vortex-Report 2021 zeigt aber, dass mehr als die Hälfte der Maschinenausfälle auf Fehler bei der Konnektivität zurückgehen. Kabel und Steckverbinder – Komponenten, bei denen gerne Budget eingespart wird – verursachen also die größten Schäden, weil sie eine ganze Fertigungslinie lahmlegen können. Nicht der Preis entscheidet also, was überwacht werden sollte, sondern die Ausfallwahrscheinlichkeit und die Wichtigkeit der Komponente.

„Bei der Konnektivität sollte besonderes Augenmerk auf den Kabeln liegen, die bewegt werden, etwa in Schleppketten“, empfiehlt Jürgen Greger, der an der Produktentwicklung des Etherline Guard beteiligt war. Dieses Gerät wird in eine Ethernet-Leitung eingeschleift und überwacht den Abfall der Übertragungsparameter. Das gibt Entscheidern Informationen an die Hand, wann ein Austausch in dieser konkreten Anwendung ratsam ist. „In vernetzten Produktionsumfeldern geht es darum, ebenso vernetzte Entscheidungen zu treffen  – nur wenn Daten aus allen Bereichen gesammelt, geordnet und hinsichtlich ihrer Priorität in der Anlage analysiert werden, kann aus dem Big Picture eine gute Entscheidung gefällt werden.“

Doch wann ist eine Entscheidung gut? Für den Moment kann sie in einem Bereich die richtige sein, nimmt aber unter Umständen unvorhersehbaren Einfluss auf einen anderen Bereich, der ebenso wichtig ist. Umso essenzieller ist es, dass Entscheider die richtigen Fragen stellen, um den Gesamtüberblick zu gewinnen. „Es ist nicht zumutbar, dass jedes Detail und jede Verbindung in der Anlage in seiner Gesamtheit zu jeder Zeit von einer Person überblickt wird – hier braucht es also Datenaustausch im großen Stil und Automatisierung“, betont Dr. Patrick Olivan, Senior Manager Business Development bei Lapp. Das Unternehmen hat dazu in seinem FutureLab – ein Forschungs- und Innovationsformat zur Erkennung und Entwicklung neuer Services und Produkte – den Health Check Service ins Leben gerufen. Laut Olivan, der maßgeblich an der Entwicklung des Services beteiligt war, ist der Grund ganz einfach: „Unsere Kunden sind spezialisiert auf ihr Tagesgeschäft und ihre Branche – warum sollten sie sich auch noch mit der Optimierung ihrer Konnektivität beschäftigen? Unser Health Check Service vereint unser Wissen aus über 60 Jahren und setzt genau hier an.“

Der Health Check Service kann eine Abnahme sein oder eine Vorsorgeuntersuchung für Maschinen und Netzwerke von der Untersuchung der Netzwerktypologie über die Analyse der Datenpakete und der elektromagnetischen Verträglichkeit bis hin zur Überprüfung der Echtzeitstabilität des Netzwerks. Die Produktionswartung oder die Maschinenhersteller bekommen im Abnahmebericht einen Gesamtüberblick inklusive Verbesserungsvorschlägen zur Gestaltung und Planung ihrer Maschinennetzwerke. Besonders Maschinenhersteller haben ein Interesse, ihren Kunden zu beweisen, dass das gesamte Maschinennetzwerk sicher und robust geplant, installiert und betriebsfähig ist und damit ein hochverfügbarer Betrieb sichergestellt ist. Maschinenhersteller können so ihren Kunden eine zusätzliche Sicherheit bieten. „Das kann man natürlich auch selbst erledigen, wenn man das entsprechende Wissen unter den Angestellten hat  – aber die Erfahrung zeigt uns, dass gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kaum jemand die Zeit dazu hat“, sagt Jürgen Greger.

Keine Sorge wegen Datenschutz

Der Health Check Service wird von Lapp-Experten durchgeführt und kann eine Abnahme oder eine Vorsorgeuntersuchung für Maschinen und Netzwerke umfassen. © Lapp

„In unserer vernetzten Welt ist es fast nicht mehr möglich, ohne Datenaustausch fundierte und gute Entscheidungen zu treffen“, sind sich die beiden Experten einig. Manche zögern allerdings, weil sie ihre Daten aus der Produktion nicht teilen wollen. Dabei werden die Grundlagen für gute Entscheidungen erst durch smarte Systeme und Services zur Datenerfassung und -verarbeitung gelegt, wie zum Beispiel durch Etherline Guard oder den Health Check Service. Die Sorge bezüglich des Datenschutzes ist unbegründet, denn statt Absolutwerten erhebt beispielsweise der Etherline Guard nur die relativen Veränderungen des Leitungszustands. Mit diesen Informationen könnte ein Wettbewerber nichts anfangen.

Ein Dashboard für Predictive Maintenance

Ein weiterer Grund, warum Entscheidungen im Produktionsumfeld Kontinuität brauchen, ist der Reifegrad von Predictive Maintenance – es gibt keine Technologie, die auf den Tag genau vorhersagen kann, wann eine Leitung oder Komponente ausfallen wird. Predictive Maintenance heißt auch nicht, nur ein Zustandsdiagramm zu erhalten, sondern unterschiedliche Informationen miteinander zu kombinieren, um letztendlich die Wartung schnell und unkompliziert durchführen zu können. Im Fall des Etherline Guard heißt das, dass künftig Bestellung und Lieferung von Ersatzteilen vorausschauend angestoßen werden können.

Services wie die von Lapp sind erst der Anfang, weitere werden hinzukommen. In Zukunft könnten sie mit den Services anderer Technologieanbieter in einem Predictive-Maintenance-Dashboard zusammengefasst werden, das den Gesundheitszustand einer ganzen Fabrik überwacht. Das würde die informierte Entscheidungsfindung auf ein neues Niveau heben. Wartungsfenster lassen sich intelligenter planen und Ausfälle reduzieren, außerdem erlaubt es eine höhere Effizienz und Qualität in der Produktion. Bis dahin sind Entscheider im Produktionsumfeld gut beraten, ihre Maschinen- und Anlagenausstattung hinsichtlich Wichtigkeit und Ausfallanfälligkeit zu priorisieren, smarte Services und Produkte zur Überwachung zu implementieren – und kontinuierlich zu analysieren, welche Faktoren sich eventuell verändert haben und einer Optimierung bedürfen.

Derweil sammelt Lapp zahlreiche Einblicke in ganze Anlagen, Prozesse und Produktionsplanung verschiedenster Branchen. Die beiden Ingenieure sind sich sicher: „Hier stecken viele Learnings für uns als Konnektivitätsprofis – sicherlich wird daraus die eine oder andere Innovation in unserem Portfolio entstehen, die Kunden dabei hilft, die bestmögliche Entscheidung zu treffen.“

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