Handhabungstechnik
Sicherer Umschlag von Qualitätsblechen
Kontinuierlich gewachsen, fertigt Metrohm heute mit 350 Mitarbeitern in der Firmenzentrale im schweizerischen Herisau eine umfangreiche Gerätepalette, aus der sich Kunden in aller Welt Analyseanlagen nach Wunsch konfigurieren lassen. Seine führende Stellung hat sich das Schweizer Unternehmen durch ständige Innovationen und Flexibilität erarbeitet. Seine Mess- und Analysetechnik überwacht beispielsweise das in Atomkraftwerken verwendete Reinstwasser, um jegliche Gefahren von Korrosion auszuschließen. Mit der universell einsetzbaren Gerätetechnik lässt sich aber auch die Stabilität von Lebensmitteln beurteilen. Untersuchungen von Trink- und Abwasser gehören ebenfalls zum Aufgabengebiet der Firma.
Zu den eindrucksvollen Beispielen, die zeigen, wie die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen auch Rationalisierungs-Potenzial erschließt, gehört das unter der Decke montierte Handhabungsgerät der Firma Lissmac-MT aus Bad Wurzach.
„Zur optimalen Fertigungstiefe gehört unter anderem, dass wir die Blechteile und -gehäuse selbst fertigen“, betont Max Brunner, Abteilungsleiter Mechanische Fertigung und erläutert: „Als Ausgangsmaterial verarbeiten wir 2.000 mal 1.000 Millimeter große Bleche aus Aluminium, verzinktem oder Edelstahl. Die Blechdicke variiert von 0,5 bis fünf Millimeter.
Die zu verarbeitenden Bleche gelangen per LKW in die Firma. Ein Kran oder Gabelstapler entlädt das Fahrzeug und legt die Bleche auf einen Transportwagen, der sie ins automatisch arbeitende Blechlager fährt. Dort angekommen, übernimmt ein als Blechlader bezeichnetes Regalbediengerät die Bleche und übergibt sie einem Regalfach. Entsprechend des Fertigungsfortschritts holt dieser automatisch arbeitende Blechheber das jeweils benötigte Blechpaket auch wieder aus dem zugewiesenen Regalfach heraus und legt es auf einen weiteren, baugleichen Transportwagen ab. Dieser zweite Blech-Transportwagen arbeitet eine Ebene höher – genau dort, wo die Blechbearbeitungsmaschinen aufgestellt sind.
„In der ersten Investitionsstufe“, erklärt Brunner, „haben wir die Bleche manuell von diesem Transportwagen auf einen verfahrbaren Tisch geschoben. Erst von diesem Tisch konnten die Mitarbeiter die Platine auf den Maschinentisch unserer kombinierten Laser-Stanz-Anlage schieben. Als Beispiel, dass Provisorien nicht immer von ewigem Bestand sind, haben wir bald ein geeignetes Handhabungsgerät gesucht. Daher besuchten wir die Motek in Sinsheim und konnten dort an vielen Ständen Handhabungstechnik besichtigen. Dort haben wir uns für ein Gerät entschieden, das unserem Anforderungsprofil entsprach.“
Handhabungsgerät nach Maß
„Besonders leicht hatten es unsere Auftragnehmer nicht“, bekennt Abteilungsleiter Brunner und erklärt sogleich die technisch anspruchsvollen Randbedingungen: „Dort, wo das Handhabungsgerät inzwischen montiert ist, hat der Raum nur eine Höhe von 3,10 Metern. Trotzdem wollten wir ein Deckengerät, weil eine Standsäule die dort notwendige Bewegungsfreiheit zu sehr eingeschränkt hätte. Aus diesem Grund hat uns die Deckenvariante des MT-Handhabungsgeräts sofort zugesagt.“
Damit war das Hauptproblem gelöst und man konnte sich den Detailfragen zuwenden. „Auch dabei zeigten sich die Wurzacher sehr flexibel und kundenorientiert“, hebt Max Brunner hervor und begründet: „Trotz der geringen Raumhöhe hat das an der Decke installierte, pneumatisch arbeitende Handhabungsgerät Posimat PB 160 einen großen Arbeitsbereich, der durch eine Schwenkarmverlängerung auf einen Radius von 3.400 Millimeter erweitert wurde. Der technisch mögliche Hubbereich von 1.650 Millimetern wurde durch die manuell einstellbare mechanische Hubhöhenbegrenzung etwas eingeschränkt.“
Ergonomisches Blechhandling
Mit der Installation des Handhabungsgeräts an der entsprechend vorbereiteten Decke wurde ein sicheres und ergonomisches Blechhandling realisiert. Seine Konstruktion berücksichtigt nicht nur alle Sicherheitsstandards, zu denen an erster Stelle die Druckluftüberwachung sowie Sicherheits- und Druckbegrenzungsventile gehören. Auch die Zweihandbedienung ermöglicht das Lösen der Vakuumsauger erst nach der Ablage der aufgenommenen Last durch das beidseitige Drücken der entsprechenden Funktionstasten. Im Belastungszustand verhindert eine Sicherheitsschaltung das Lösen der Last. Sollte einmal die Druckluftversorgung ausfallen, sorgt das Rückschlagventil am Hauptzylinder für eine zeitlich begrenzte Aufrechterhaltung aller Funktionen des Handhabungsgeräts. Die Last kann kontrolliert und sicher abgelegt werden.
Zwischen den Führungsgriffen befindet sich das übersichtlich gestaltete Bedientableau. Die Funktionstaster lassen sich bequem mit dem Daumen erreichen. So können die Hände stets an den Führungsgriffen des als Saugtraverse ausgeführten Lastaufnahmemittels verbleiben. Ein Manometer informiert den Bediener über die Höhe des Vakuums. Die aus Aluminiumprofilen gefertigte Traverse hat acht Vakuumsauger mit einem Durchmesser von 95 Millimetern. Alle Sauger lassen sich mühelos in der Quer- und Längsachse verschieben. Mit dem in der unteren Mitte platzierten Knebelschalter aktiviert man die Haltebremse. Sie sorgt für die sichere Arretierung des Lastaufnahmemittels in der angefahrenen Position.
Dem Kundenwunsch entsprechend, erhielt der installierte Posimat anstelle der pneumatischen Waage, die in der Standardausführung den Zylinderdruck nach den detektierten Lasten sekundenschnell automatisch einstellt, eine manuelle Balanceregelung. Über diese pneumatisch arbeitende Balanceregelung stellt der Bediener die Masse der bereitgestellten Platinen ein. Eine Last, die deutlich über diesem voreingestellten Wert liegt, hebt das Handhabungsgerät nicht an. Auf diese Weise ist gesichert, dass jeweils nur ein einziges Blech aufgenommen wird.
Anwendernutzen
Eine wirksame Gesundheitsprophylaxe gehört nicht nur zum humanen Anliegen von Handhabungsgeräten. Sie ist auch eine wirksame Methode, Geld zu sparen. Nicht unterschätzen sollte man zudem den Motivationsschub, der in aller Regel die Leistung erhöht, ohne dass sich der Mitarbeiter mehr anstrengen muss. Der mechanisierte Umschlag von Blechen mit Vakuumsaugern sichert nicht zuletzt die Qualität bereits bearbeiteter Oberflächen.
Im konkreten Fall war der Einsatz des manuell geführten Handhabungsgeräts die wirtschaftlichste Variante, obwohl der Blechlagerungsprozess voll automatisiert abläuft. Das Handhabungsgerät wird im sich überlappenden Zweischichtsystem anderthalbschichtig genutzt. Eine vollautomatische Blechzuführung hätte höhere Investitionskosten erfordert und etwa die doppelte Fläche beansprucht. Darüber hinaus sind die Serien im Bereich von Losgrößen zwischen 50 und 200 besser für eine hochflexible, mechanisierte Lösung geeignet. Das Einlegen der Platinen in die kombinierte Stanz- und Laserschneidanlage erfolgt maschinen- und materialschonend. Die Umschlagsprozedur auf den verfahrbaren Tisch und von diesem in die Blechbearbeitungsmaschine wurde eingespart. Peter Springfeld (gm)