Zerspanen

Mobil stanzen

Das Problem ist im Metallbau hinlänglich bekannt und trifft wohl auch auf die "artverwandte" Installation von Solartechnik zu: trotz der Verwendung industriell vorgefertigter Bauelemente und standardisierter Verbindungsteile sowie dem Installationszubehör läuft die Baustellen-Montage selten so flüssig sprich: problemlos ab, wie während der Planung und Vorbereitung in der Werkstatt gedacht. Hier und da müssen noch Anpassungen vorgenommen werden, das eine oder andere Teil passt gar nicht und ist neu anzufertigen, die Montage wird immer wieder unterbrochen, die Zeit läuft davon, die Kalkulation stimmt nicht mehr. Selbst erprobte Montage-Profis kommen dann schon mal ins Schwitzen und sinnen in der Folge darüber nach, wie solche sehr teuren weil zeit- sowie kosten treibenden Engpässe vermieden oder zumindest abgemildert werden können. Am besten wäre es, die entsprechenden Bauteile einfach gleich vor Ort passgenau anzufertigen und sukzessive zu montieren, was jedoch einen gewissen Aufwand an technischer Ausrüstung und Transportkapazitäten bedingt. Allerdings sind zumindest die Transportkapazitäten zur Anlieferung der Bauteile in Gestalt von Hängern oder Kleintransportfahrzeugen meistens sowieso vorhanden. Was also fehlt, ist eine mobile Stanz- und Presseinheit, die sich durch einfaches und schnelles Auswechseln von Werkzeugen hoch flexibel einsetzen lässt und mit der alle anfallenden Bearbeitungen an Profilen und Blechen etc. sofort ausgeführt werden können.

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Solaranlagen in allen Größen

Die Unterkonstruktion aus Aluprofilen für die Solarmodul-Montage wird direkt auf der Baustelle durch individuelles Langloch-Stanzen angepasst.

Vor genau dieser Problematik standen auch immer wieder die Monteure des Solarenergiezentrums Hochrhein Stefan Drayer, einem über die Region hinaus anerkannten Fachhandwerkspartner für die Realisierung von Solarstrom-Anlagen. Der Inhaber und Geschäftsführer, Stefan Drayer, zählt in der Szene zu den Pionieren. Er beschäftigt sich schon seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1991 ausschließlich mit Solarstromanlagen im Netzparallelbetrieb, Solaren PV-Inselanlagen, Solaren Warmwasseranlagen zur Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung, Solaren Kollektoranlagen für Nahwärmenetze und baubiologischen Elektroinstallationen. Das Unternehmen beschäftigt heute knapp 20 Mitarbeiter plus temporäre Kräfte zur Montage und realisiert pro Jahr über 100 Solaranlagen in allen Größen, was einer installierten Leistung von etwa zwei Megawatt pro Jahr entspricht. Im Normalfall bestehen die Solaranlagen bzw. die Module und die Halterungen dafür aus standardisierten Aluminium-Elementen, die bereits vorkonfektioniert sind. Fertig konfektioniert und kommissioniert in der Werkstatt, werden die Bausätze an die Baustelle geliefert und dort dann montiert. Da es jedoch z. B. wegen unterschiedlicher Sparrenabstände immer wieder Anpassungen vorzunehmen gilt, suchte Stefan Drayer für solche mechanischen Bearbeitungen wie Ablängen, Bohren und Schlitzen nach praktikablen Lösungen, die sich auch bezahlen lassen. Nicht zuletzt bis zu 50 solcher Bearbeitungen pro Tag und Baustelle, und die Scheu davor, beim klassischen Bohren und Fräsen Bearbeitungsspuren und Späne zu hinterlassen, die leicht zu Beschädigungen der Dachhaut und weitergehend zu Korrosion führen könnten, veranlassten Drayer dazu, nach einer mobilen Stanz- und Presseinrichtung Ausschau zu halten.

Mobiles Stanz- und Press-System

Diese fand sich schließlich in Gestalt des flexiblen Pressensystems Multipresser von Blain Hydraulics vertrieben durch das ganz in der Nähe von Drayers Firmensitz beheimatete Handelsunternehmen für Blechbearbeitungsmaschinen Peter H. Kemmerling. Nach einem ausführlichen Besichtigungstermin im Showroom von Kemmerling und nach wenigen Probebearbeitungen war für Stefan Drayer klar: das ist es! Es handelt sich dabei um eine Standardausführung des Pressensystems Multipresser mit Hydraulikantrieb inklusive komplett installiertem Hydraulikaggregat und Schaltpult. Des Weiteren wurden ein Quick-Snap-Werkzeugwechselsystem zum schnellen Einsetzen / Wechseln von Biege-, Stanz- oder Einpresswerkzeugen, eine Werkzeugaufnahme und eine Matrizenaufnahme (für Werkzeuge System Trumpf Größe 1), ein Stanzbutzen-Auswurfbehälter und ein Werkzeugsatz für Langlöcher 30 x 10,2 Millimeter geordert. Sowohl das Werkzeug-Schnellwechselsystem als auch die präzisen Anschlag-Einstellungen in der Y-und in der Z-Achse mit jeweils +/- 0,02 mm sorgen neben der gebotenen Bearbeitungsflexibilität auch für eine hohe Bearbeitungsgenauigkeit, was wiederum zu passgenauen Bauteilen führt, die sich problemlos und damit auch zeitoptimiert montieren lassen. Stefan Drayer führte dazu aus: "Einerseits wollten wir vom Bohren auf dem Dach etc. weg kommen, andererseits war uns klar, dass täglich über 50 solcher Bearbeitungen mit einer zunächst angedachten manuellen Stanzvorrichtung auf Dauer ebenfalls nicht zumutbar sind. Mit dem hydraulischen Press- und Stanzsystem Multipresser haben wir das ideale Gerät gefunden, vor Ort alle anfallenden Bearbeitungen in Minutenschnelle durchführen zu können. Das hydraulische Lochen und Stanzen schont die Mitarbeiter und geht schnell vonstatten, die Qualität stimmt und wir bekommen keine Probleme mit Bearbeitungsrückständen: Das Gerät ist nach kurzer Einweisung von jedermann zu bedienen, und es ist ein sicheres Arbeiten garantiert, weil das Auslösen des Stanz- oder Pressvorgangs per Fußpedal geschieht."

Montage ohne Unterbrechung

Während Stefan Drayer und Kollegen das Press- und Stanzsystem aktuell weitgehend für den Baustelleneinsatz nutzen, ist andererseits natürlich auch der Werkstatteinsatz gegeben. Hier kommen die Vorzüge des Multipresser wie flexible Anwendung für Abläng-, Stanz-, Loch- und Biegebearbeitungen ebenfalls vollumfänglich zum Tragen. Dafür stellt das System maximal 85 KN Presskraft zur Verfügung, was zur praxisgerechten Bearbeitung von Alu- und Edelstahlblechen bzw. -profilen allemal ausreicht. Ob das Pressensystem wie bei Drayer auf einem mobilen Arbeitstisch installiert ist, oder auf einer Palette oder auf einer Fahrplattform montiert wird, bestimmen letztlich die jeweiligen Anforderungen bzw. bleibt den Wünschen der Monteure überlassen. Jedenfalls braucht es für den Betrieb des flexiblen Multipresser nur einen Stromanschluss 220 V, und weil der eigentlich überall vorhanden ist, kann es auch immer gleich losgehen. Stefan Drayer meinte abschließend: "Der Multipresser hat sich schon längst bezahlt gemacht. Wir können heute quasi ohne Unterbrechung montieren und wir haben auch nachfolgend keine Schwierigkeiten mehr mit Beschädigungen zu erwarten. Das allein würde die Investition allemal rechtfertigen. Wir haben aber zudem auch rationellere Produktions- und Montageabläufe und damit stärken wir unsere Wettbewerbskraft, um in einem immer schärferen Wettbewerb bestehen zu können." Edgar Grundler / ee

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