Automatisierung und Industrial IoT
Arbeitsgänge reduziert, Überblick gewonnen
Dunkermotoren hat mit EGS die Lagerschild-Bearbeitung automatisiert. Zwei Yaskawa-Roboter sind bei der Bearbeitung der Motorabdeckungen im Einsatz. Früher waren fünf Arbeitsschritte nötig – jetzt ist es nur noch einer. Die durchgehende Digitalisierung und smarte Vernetzung mit Nexofox-Technologie machen es möglich.
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Dunkermotoren, eine Marke von Ametek, entwickelt und produziert seit mehr als 70 Jahren Antriebslösungen von einem bis 5.000 Watt Abgabeleistung. Ein Großteil der Antriebskomponenten werden am Stammsitz in Bonndorf im Schwarzwald gefertigt. Die konsequente Automation von Prozessen ist für die Wettbewerbsfähigkeit und Qualität der Produkte von großer Bedeutung. Nun wurde mit EGS Automation eine automatisierte Lagerschild-Bearbeitung realisiert.
Vor der Automation wurden die Lagerschilde bei Dunkermotoren in fünf Arbeitsgängen bearbeitet, in denen sie jeweils in eine Maschine eingelegt, nach Bearbeitung wieder entnommen und manuell zum nächsten Arbeitsschritt transportiert wurden. Der Gesamtprozess war damit "schwer planbar und mit hohem Personalaufwand verbunden", sagt Mustafa Koyun, Manager Segment GP Production Parts bei Dunkermotoren. Bearbeitet werden zwei Lagerschildgrößen in insgesamt zehn Varianten. Die Bearbeitung umfasst das Einbringen von Bohrungen und Gewinden sowie die zerspanende Bearbeitung der Innen- und Außenpassung. Je nach Variante muss ein weiterer Einstich gedreht werden.
Roboterbasierte Automatisierung
Vor der Bearbeitung liegen die Rohteile als Schüttgut in tragbaren Gitterbehältern, von wo sie von einem Bediener in einen Teilebunker geschüttet werden. Über eine Fördertechnik mit Vorvereinzelung gelangen sie in den Erkennungsbereich einer 3D-Kamera von Keyence; sie erkennt die Lage und radiale Orientierung der Rohteile und übermittelt die Greifposition an den ersten Roboter. Im Einsatz ist ein sechsachsiger Yaskawa GP7 mit einer Reichweite von rund 900 Millimeter und sieben Kilogramm Traglast. Er nimmt die unsortierten Teile auf und übergibt sie an ein Transfersystem, wo sie auf Werkstückträgern drei Gewindeformeinrichtungen passieren; hier werden Gewinde in unterschiedlichem Lochbild und Größe eingebracht. Nachdem die Werkstückträger über das Transfersystem zum ersten Roboter zurückkehren, werden sie gewendet und an das Übergabeshuttle am Eingang einer Drehmaschine vom Typ Index-ABC übergeben. Sie übernimmt die variantenabhängigen Bearbeitungen. Beim Umrüsten entfällt die meiste Zeit auf die Maschine. "Durch die Automation ist dies in weniger als fünf Minuten gemacht", sagt Koyun.
Nach abgeschlossener Bearbeitung schichtet der zweite Roboter, ebenfalls ein Yaskawa GP7, die Fertigteile in Waschkörbe, in denen sie zur Reinigungsanlage transportiert werden. Eine Wechselstation sorgt dafür, dass die Körbe ohne Unterbrechung des Prozesses frei nach Verfügbarkeit eines Bedieners entnommen werden können.
Flexibilität für Produktionsspitzen
Die Anlage läuft bis zu drei Stunden vollständig autonom. Das Einbringen neuer Rohteile und Entnehmen der Fertigteile dauert nur wenige Minuten. Dank des reduzierten Personaleinsatzes ist eine zusätzliche Schicht zur Abdeckung kurzfristiger Produktionsspitzen nun problemlos möglich. Die Taktzeit liegt je nach Variante zwischen 15 und 35 Sekunden, und die Ausbringung damit zwischen 800 und 1.900 Teilen pro Schicht.
In der kompletten Anlage sind sechs Motoren von Dunkermotoren verbaut. An den Förderbändern des Zuführsystems, dem Transfersystem sowie den Hubeinheiten für die Teileübergabe sind bürstenlose Gleichstrommotoren der Baureihe BG installiert. Die Integration der smarten Motoren ermöglichte die Digitalisierung der kompletten Anlage sowie die Integration in die digitale Infrastruktur des Unternehmens. Dank der IIoT-Marke Nexofox sind unter anderem Betriebszustände, Produktionsdaten und Informationen zu erforderlichen Wartungen jederzeit online abrufbar.
Digitalisierte Lagerschildautomation
Für die Digitalisierung wurden alle Komponenten auf der Feldebene mit einem Edge-Gateway verbunden. Es verbindet die Lagerschildautomation mit der Cloud von Dunkermotoren und ist für die Kommunikation mit dem ERP-System zuständig. Die von Nexofox entwickelten digitalen Softwarelösungen wurden sowohl auf der Feld- als auch auf der Cloudebene auf den Standards der Open Industry 4.0 Alliance (OI4) aufgebaut.
Für das Condition Monitoring werden verschiedene Komponenten-Parameter der Maschine verwendet und sinnvoll aggregiert. Daraus ergeben sich zum Beispiel Informationen zum Energieverbrauch der Lagerschildautomation. Dank der konsequenten Umsetzung der OI4-Standards stehen Informationen wie Phasenstrom, Drehzahl sowie Zykluszeit und Bewegungsstunden der verbauten Komponenten zur Verfügung. Die Auswahl der Parameter wurde im Vorfeld definiert und innerhalb der Cloud visualisiert. Aufbauend auf dem Condition Monitoring System wurden auf der Cloudebene Drittsysteme integriert. Die Integration in die SAP-Instandhaltungssoftware stellt die Weiterverarbeitung der von Nexofox bereitgestellten Daten sicher.
Anlagenparameter jederzeit im Blick
Werden Grenzwerte innerhalb des Condition-Monitoring-Systems überschritten, wird der Anwender benachrichtigt. Es wird zwischen für die Produktion nicht kritische Meldungen sowie produktions- oder anlagenkritischen Alarmen unterschieden, die direkt in die SAP-Instandhaltungssoftware durchgegeben werden. Im Servicefall werden die bereitgestellten Daten via App an einen Servicetechniker weitergegeben.
Die Identifikation der Anlage erfolgt mittels QR-Code. Innerhalb der App werden neben Live-Daten auch alle anlagen- und komponentenspezifischen Dokumente bereitgestellt. Nach Abschluss eines Services meldet der Techniker den Einsatz über die Nexofox App zurück; alle Informationen werden an die SAP-Instandhaltungssoftware übertragen.