Datenmanagement
Lieferketten intelligent verwalten
Die steigende Menge des zu bewältigenden Datenvolumens bei gleichzeitig wachsenden Kundenanforderungen macht der produzierenden Industrie und dem Maschinenbau zu schaffen. Umso wichtiger ist es, Transparenz in die Lieferkette zu bringen.
Die Menge an Ersatzteilen im Maschinenbau ist riesig und nimmt weiter zu. Doch die Verwaltung der komplexen Datenbestände über Lieferanten, Produktgruppen und Marken werden von vielen Unternehmen noch immer in veralteten Produktdaten-Systemen gepflegt, die teilweise noch durch Excel-Tabellen ergänzt werden.
Intelligentes Datenmanagement ist für die produzierende Industrie und den Maschinenbau deswegen immens wichtig. Die Unternehmen, die es nicht schaffen, in ihre Lieferkette Flexibilität und Transparenz zu bringen, leiden unter Wettbewerbsnachteilen.
Denn uneinheitliche Produktinformationen können sehr leicht Fehler verursachen und führen zu ineffizienten Arbeitsabläufen. Wo es keine zentrale Produktdatenbank gibt, entstehen automatisch Mehrkosten; die althergebrachte Verwaltung der Datensätze ist ineffizient und unwirtschaftlich.
Global, schlank und transparent
Der globale Informationsfluss muss schlank und transparent gestaltet sein, die IT-Infrastruktur so belastbar, dass sie allen neuen Anforderungen gewachsen ist - auch bei weiter zunehmender Datenmenge und für neue Nutzungsarten.
Die Vorteile eines intelligenten Datenmanagements zeigt das Beispiel des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen sehr gut. Das Unternehmen ist weltweit führend im Bereich Antriebs- und Fahrwerktechnik. Hier gefertigte Getriebe, Lenkungen und Achsen werden in Autos, Lastwagen, Busse, Bau- und Landmaschinen eingesetzt. Eine der Erfolgsgrundlagen ist ein effizientes und zentrales Produktdatenmanagement zur globalen Entwicklung und Vermarktung der Ersatzteile.
Die Menge an Ersatzteilen ist riesig und nimmt weiter zu. Und pro Jahr kommen rund 180 Pkw-Neuerscheinungen auf den Automarkt. ZF Services nimmt für sich in Anspruch, mit seinen Produkten 95 Prozent des Fahrzeugbestandes abzudecken. Nach dem Launch neuer Modelle müssen die entsprechenden Ersatzteile möglichst schnell entwickelt und angeboten werden. Entscheidend ist hierfür eine gelungene Time-to-Market-Strategie.
Um hier erfolgreich zu sein, benötigt das Unternehmen einen effizient gestalteten Informationsfluss rund um die Entwicklung und Vermarktung. Fehler, die durch Systembrüche oder durch eine doppelte Produktdatenpflege in unterschiedlichen Systemen entstehen können, gilt es zu vermeiden.
Hohe Komplexität der Informationen
ZF Services entschied sich dafür, die globalen Prozesse rund um die Pflege der Produktstammdaten zentral aufzustellen. Eine Herausforderung war dabei die hohe Komplexität der Informationen.
Unterschiedliche Produktgruppen mit individuellen Entwicklungsabläufen mussten im internen Datenprozess adäquat abgebildet werden. Zugleich sollte der globale Informationsfluss möglichst schlank gehalten werden und die IT-Infrastruktur so belastbar sein, dass sie auch steigenden Datenmengen und zukünftigen Nutzungsarten gewachsen ist.
Zur weltweiten Steuerung seiner Produktinformationen entschied sich ZF Services für die Master Data Management (MDM)-Plattform Step von Stibo Systems. Bei ZF löste das zentrale Step-System über eine Zeit von 18 Monaten 15 individuelle Datenbanken ab.
Die erste Phase umfasste die Steuerung der kompletten Produkt- und Entwicklungsinformationen, Fahrzeugdaten, Produktbeziehungen und Spezifikationen sowie der Markt- und Messdaten für die größten Produktsektoren Pkw und Lkw mit rund einer Million Artikeln.
Ab dem ersten Entwicklungsschritt für ein neues Produkt können die Produktmanager den Artikel zentral im System anlegen, sodass Parallelentwicklungen vermieden werden. Bis zur Marktreife werden diese Daten dann weiterentwickelt und ergänzt.
Über den gesamten Lebenszyklus bis zur Herausnahme des Artikels aus dem Sortiment hinweg erfolgt die Datenpflege durchgängig in dem System. Aus dem MDM-System werden auch andere Systeme wie das SAP-System mit Informationen versorgt.
Informationen für das Publishing-System
Die neue Plattform beliefert ebenfalls das Publishing-System, mit dem die Entwicklung der Verkaufskataloge und -materialien sowie die Bereitstellung der Informationen für TecDoc erfolgen. Um Systembrüche zu vermeiden, sollen auch diese Prozesse direkt aus Step erfolgen.
Mit dem Rollout einher ging ein durch das Stibo Systems-Team begleiteter Change Management Prozess, in dem das Unternehmen seine Abläufe rund um die Produktentwicklung und Datenpflege neu geordnet hat.
Zu Beginn nutzten fünf Key User das System. Heute pflegen rund 40 Mitarbeiter von ZF Services die Daten. Am Ende werden es rund 100 sein. Nach und nach plant ZF Services alle ihre 32 Tochtergesellschaften und Produktgruppen über die Plattform Step zu managen, sodass das System schließlich rund fünf Millionen Artikel zentral verwaltet.
Time-to-Market
Das System bietet damit die Grundlage für die effiziente zentrale Entwicklung, Steuerung und Verteilung großer Datenmengen und damit die Basis für eine schnellere Time-to-Market.
Obwohl die Datenmengen bei ZF im Terabyte-Bereich liegen, bleibt die Netzwerkbelastung vergleichsweise gering. Die Lösung sendet nur die tatsächlich nötigen Daten über das Netzwerk. Der Systemausbau auf fünf Millionen Artikel ist so wirtschaftlich gut realisierbar.
In Hinblick auf das Management der Produktinformationen sehen sich die Verantwortlichen auch für die Zukunft gut gerüstet, wenn es durch Elektromobilität und die Hybridisierung der Antriebe zu einer deutlichen Zunahme neuer Fahrzeugmodelle kommt.
Dieses Beispiel zeigt gut, wie die Einführung einer MDM-Plattform als „Single Source of Truth“ zur weltweiten Steuerung und Verteilung von Produktinformationen zu verbesserter Genauigkeit und Validierung der Produktdaten führt.
Flexibilität und Transparenz in der Lieferkette und schnellere Markteinführungszeiten zahlen sich letztlich auch durch eine höhere Umsatzrendite aus. So können produzierende Industrie und Maschinenbau den Herausforderungen durch die steigende Menge des zu bewältigenden Datenvolumens bei gleichzeitig wachsenden Kundenanforderungen intelligent begegnen.
Von Christian Oertzen, President EMEA & APAC und Geschäftsführer Stibo Systems Deutschland