Montagetechnik
Um die Ecke schauen
Wer kennt das nicht? Beim Durchfahren einer kurvigen Landstraße in der Nacht bleiben wichtige Bereiche der Straße im Dunkeln und stattdessen sieht man ein frisch umgepflügte Feld oder den Wald vor sich. Mit dem Problem haben sich auch die Konstrukteure bei Hella aus Lippstadt beschäftigt. Heraus kam eine Entwicklung, die von der Idee her nicht mehr ganz neu ist – hatte doch schon der Citroen DS aus den 60er Jahren ein Kurvenlicht, aber die jetzige Konstruktion ist technisch auf dem aktuellsten Stand.
Das dynamische Kurvenlicht (die Scheinwerfer lenken beim Durchfahren einer Kurve mit) realisiert eine ausgeklügelte Elektrik und Mechanik, bei der die Bi-Xenon-Module in Abhängigkeit zum gerade durchfahrenen Kurvenradius im Bereich von plus/minus 15 Grad schwenken. Die Technik verlängert den vom Abblendlicht ausgeleuchteten Bereich bei Einfahrt in eine Kurve um etwa 90 Prozent. Die Entwicklung arbeitet sowohl in der Abblend-, als auch in der Fernlichtfunktion und reagiert abhängig von der jeweiligen Fahrgeschwindigkeit. Das heißt die Scheinwerfer folgen bei niedrigem Tempo dem Lenkradeinschlag in Sekundenbruchteilen und bei hohem Tempo arbeitet die Schwenkmechanik entsprechend langsamer, dadurch wird das Licht so verteilt, wie es der Autofahrer benötigt.
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Digitalisierte Drehzahlregulierung
Für den bisherigen Montageprozess hatte man bei den Lichtspezialisten bereits Maßnahmen zur Prozesssicherung getroffen. Die umfassten unter anderem das Auswerten der Abschaltsignale von den Werkzeugen und die Kontrolle der Schraubpositionen über einen Werkzeugständer mit integriertem Positionsüberwachungssystem. Weil für die Verschraubung der Kurvenscheinwerfer nun erstmalig Bohrschrauben Verwendung fanden, die während der Bohrphase eine relativ hohe Drehzahl erfordern, stießen die bislang verwendeten Druckluftschrauber an ihre Grenzen. In gemeinsam durchgeführten Schraubversuchen der Schweinwerferprofis mit der Firma Desoutter, Maintal, zeigten sich für den Anwendungsfall Vorteile des ECL-Elektroschraubers der Maintaler.
Beim Starten des Montagetools wird zunächst mit verhältnismäßig hohem Drehmoment und mit einer Drehzahl bis zu 4.000 min-1 gebohrt. Gleichzeitig übernimmt ein in das System integrierter Vorschubzylinder das erforderliche Anpressen des Werkzeugs während der Bohrphase und sorgt damit für ermüdungsfreies Arbeiten. In der anschließenden Einschraubphase wird durch die volldigitalisierte Signalübertragung des Schraubsystems die Drehzahl so schnell reduziert, dass der Elektroschrauber das richtige Drehmoment im Endanzug hat, um die Schraube einzudrehen. Die integrierte Drehwinkelkontrolle überprüft zusätzlich, ob sich nach dem Erreichen der Kopfauflage genügend Klemmkraft in der Schraubverbindung aufbaut. Erst wenn alle Schrauben mit dem geforderten Drehmomentwert richtig sitzen, wird das Bauteil zur Entnahme freigegeben. Ein Positionsüberwachungssystem sorgt dafür, dass die Reihenfolge der Verschraubungen gemäß Vorgabe eingehalten wird.
Zur Steigerung der Produktivität und zum sicheren Handling der relativ kleinen Schrauben entschieden sich die Produktverantwortlichen in Lippstadt für den Einsatz eines automatischen Schraubenzuführsystems. Wurde bei den Scheinwerferherstellern bislang auf solche Systeme verzichtet, nutzten die Planer das Modulsystem der Montageprofis aus Maintal, um den Handarbeitsplatz teilweise zu automatisieren. Eine dreimonatige Erprobungsphase mit der automatischen Schraubenzuführung zeigte die Vorteile auf und die Akzeptanz des Bedienpersonals war auch gegeben. Es wird an zwölf teilautomatisierten Montage-Arbeitsplätzen geschraubt, um das Autofahren ein Stück sicherer zu machen. ma
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Durch die neue Technik verlängert sich der vom Abblendlicht ausgeleuchtete Bereich bei Einfahrt in eine Kurve um etwa 90 Prozent.