Movi-C: Vier Bausteine – eine Komplettlösung
Durchgängigkeit ist gefragt
SEW hat mit Movi-C eine Plattform im Portfolio, die von der Steuerungstechnik, der Engineeringsoftware über den Drive-Controller bis zum Motor durchgängige Automatisierung ermöglicht. Heiko Füller, Marktmanager bei SEW, sprach mit handling-Redakteurin Annina Schopen über den Automatisierungsbaukasten.
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Herr Füller, SEW-Eurodrive zeigt auf der SPS IPC Drives unter anderem seinen Automatisierungsbaukasten Movi-C. Welche Bausteine finden sich diesem Baukasten?
Bei Movi-C handelt es sich nicht um ein reines Produkt, sondern um eine komplett neue und konsequent durchgängige Automatisierungsplattform. Angefangen von der Steuerungstechnik, der Engineeringsoftware über den Drive-Controller bis zum Motor. Dabei ist es unerheblich, ob die Technik im Schaltschrank oder dezentral im Feld zum Einsatz kommt.
Mit Movi-C wurde ein Generationswechsel in der Technik angekündigt. Wie genau sieht der aus?
Mit Movi-C setzen wir das Antriebsportfolio bei SEW neu auf. Das Ziel ist für uns, zum einen die SEW-Technik für unsere Kunden noch performanter und einfacher nutzbar zu machen. Zum anderen stellt Movi-C die zukunftssichere Antriebstechnik für die smarte Fabrik dar. Was aber nicht bedeutet, dass wir unser bewährtes Portfolio bereits abkündigen werden.
Zentraler Baustein ist die Engineeringsoftware Movisuite, die Sie auch Ihr Multitalent nennen. Welche Vorteile bringt das Engineering-Tool?
Mit Movisuite stellt SEW erstmalig eine vollumfängliche Software zur Verfügung – von der Softwareplanung über die Inbetriebnahme bis zur Diagnose. Ganz egal, ob es sich um die Inbetriebnahme von Drive-Controllern handelt, um das einfache Parametrieren von Applikationsmodulen der Motion-Controller, die freie Programmierung nach IEC 61131-3 der Steuerungstechnik, die Safety-Konfiguration oder die komplette Diagnose geht. Und das für alle Komponenten der Movi-C-Familie, ob zentral im Schaltschrank oder dezentral im Feld. Alles ist integriert, es muss keine separate Software mehr benutzt werden. Das allein ist schon ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Komplexität für unsere Kunden. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Bedienung von Movisuite. Im Vordergrund steht hier eine gänzlich neue Bedienphilosophie, die es dem Inbetriebnehmer und Instandsetzungspersonal erlaubt, sich schneller und intuitiver zurechtzufinden. Zusätzlich unterstützen grafische Assistenten und parametrierbare Technologiemodule während der Inbetriebnahme. Dadurch lassen sich Zeiten für Inbetriebnahme und Diagnosen im laufenden Betrieb deutlich verkürzen, was wiederum Kosten einspart.
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Für welche Applikationen und Branchen haben Sie Movi-C in erster Linie entwickelt?
Movi-C ist vom Grundsatz her als branchen- und applikationsübergreifender Automatisierungsbaukasten entwickelt worden, der sehr breit gefächert eingesetzt werden kann. Da wir jedoch nicht alle Bestandteile von Movi-C zeitgleich in den Markt einführen können, realisieren wir dies in mehreren Stufen. Dieses Jahr sind wir beispielweise im Bereich der Drive-Controller mit dem Mehrachssystem Movidrive modular gestartet. Dank performantem Motion-Control, Doppelachsmodulen und Einkabeltechnik mit einer volldigitalen Motor-Umrichter-Schnittstelle lässt sich das Mehrachssystem optimal in der Maschinenautomatisierung in der Verpackungstechnik oder bei Regalbediengeräten in der Intralogistik einsetzen.
Sehen Sie auch in anderen Bereichen Potenzial?
Movi-C kann überall dort seine Stärken voll zum Einsatz bringen, wo anspruchsvolle Antriebstechnologie benötigt wird. Das ist sowohl in vielen Handlings-Applikationen der Fall, in Logistiklösungen, aber beispielsweise auch in Robotikanwendungen. Dabei kann es sich um einzelne Applikationslösungen, aber auch um die Automatisierung kompletter Maschinen und Anlagen handeln.
Stichwort Digitalisierung: Mit Movi-C können Anwender komplette Maschinen automatisieren. Lassen sich die Maschinen in Industrie-4.0.-Konzepte integrieren und wie?
In der Entwicklung von Movi-C war die Integrationsfähigkeit in digitale Produktionsanlagen ein wesentlicher Schwerpunkt. Kernelement der Digitalisierung auf Maschinenebene ist die intelligente Vernetzung von Produktionsanlagen und die Bereitstellung von Daten zur Informationsgewinnung. Movi-C erfüllt alle Kriterien, die der Zentralverband der Elektroindustrie (ZVEI) gemäß Definition an ein Smart Product stellt, und lässt sich somit optimal in die Smart Factory integrieren. Beispielsweise erlaubt das Data Mining überhaupt erst einmal Datensätze wie Diagnose- und Antriebs-oder Getriebedaten an die übergeordnete Steuerung bereitzustellen. Diese wiederum können für ein qualifiziertes Condition Monitoring verwendet werden, das sich idealerweise in eine Verfügbarkeitsvorhersage überführen lässt – Thema Predictive Maintenance.
SEW-Eurodrive baut seine eigene mechanische Fertigung aus und will die Produktion nach Industrie-4.0-Aspekten gestalten. Setzen Sie Movi-C ein? Und wie?
In Graben-Neudorf ist ja bereits eine erste Smart Factory als „Schaufensterfabrik“ mit neuen digitalen Fertigungskonzepten realisiert und präsentiert worden. Diese Ansätze haben sich bei uns als erfolgsversprechend herausgestellt und werden daher konsequent weiter verfolgt. Auch in anderen Fertigungsstätten von SEW wie der neuen Elektronikfertigung in Bruchsal wird dies umgesetzt werden. Movi-C selbst kommt derzeit sowohl in den mobilen Assistenten als auch in unseren Lager- und Fertigungsanlagen zum Einsatz. So haben wir beispielsweise eine neue Rotorbestückungsanlage integriert, die komplett mit Movi-C realisiert wurde – von der Steuerung bis zum Antrieb. Hier werden Permanentmagnete auf die Rotoren von Synchronmotoren aufgebracht. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir die Produkte, die wir unseren Kunden anbieten, auch in unserer eigenen, hochoptimierten Fertigung einsetzen.
Vergangenes Jahr haben Sie auf der SPS IPC Drives Movi-C im Einsatz an einer Lebkuchenmaschine gezeigt, auf was dürfen wir uns in diesem Jahr freuen?
Auch In diesem Jahr wollen wir wieder einen Schritt weiter in der Smart Factory gehen. Doch dies soll eine Überraschung sein.
Halle 3, Stand 420