Montagetechnik
Flinkes Spannen
„Alles begann mit der Entscheidung, den bisherigen manuellen Fertigungsablauf der Montage von Spannhülsen für Bohrfutter zu automatisieren“ berichtet Peter Frank, Fertigungsleiter für Bohrfutter bei Röhm in Sontheim. Die manuelle Tätigkeit bestand aus dem Einlegen zweier zu verbindender zylindrischer Teile und dem Betätigen der Hebelpresse. Noch während der Projektierungsphase nahmen die Planer einen weiteren Arbeitsschritt in das Automatisierungsvorhaben mit auf: Das Zuführen einer Schutzscheibe, die mit den beiden ineinander gefügten Hülsen verstemmt wird.
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Nachdem der Lieferant für Presse und Rundschalttisch gefunden war, wurde die Fachmesse Motek in Sinsheim zur Suche nach entsprechenden Handlingeinheiten genutzt. Nach ersten Überlegungen, herkömmliche Lineareinheiten zum Umsetzen der Teile einzusetzen, entschieden sich die Projektverantwortlichen letztendlich für die High-Speed PickandPlaceEinheiten HSP von Festo aus Esslingen.
Schnell auf engstem Raum
Das Handlingmodul HSP ist eine schnelle, kulissengeführte PickandPlace-Einheit, konzipiert für das Kleinteilehandling mit Werkstückmassen unter 100 Gramm. Als einbaufertiges Subsystem lässt es sich zügig montieren und in Betrieb nehmen, außerdem kombiniert es hohe Produktivität mit flexiblen Hüben. „Als wir das High-Speed Modul sahen, dachten wir spontan: optimal, wie für unsere Aufgabenstellung gemacht“, so Ralf Speidel, einer der Projektverantwortlichen bei Röhm. „Vor allem die Umsetzgeschwindigkeit und die Flexibilität des Systems haben uns beeindruckt“ ergänzt Ingo Müller „letztendlich war aber der geringe Platzbedarf im Vergleich zu anderen Einheiten für den Zuschlag entscheidend.“ Die knappen Raumverhältnisse waren bei diesem Projekt eine große Herausforderung, denn bedingt durch die Anlagengröße ist der Bauraum sehr eingeschränkt. Hier kommt das ausgesuchte Handlingmodul zum Zug. Es benötigt eigentlich nur den Platz, den es auch effektiv für das Umsetzen braucht.
Die flexible Hubeinstellung und die Möglichkeit, Abnahme- und Ablagehöhe unabhängig voneinander einzustellen, ersparte zusätzliche konstruktive Feinabstimmungen. Mit diesen Ausstattungsmerkmalen kann der Monteur einen Höhenversatz zwischen Transfersystem und Rundschalttisch einfach und schnell ausgleichen. Insgesamt vier Handlingmodule übernehmen in der Anlage das Umsetzen der zu bearbeiteten Teile.
Drei zu eins
Das Zuführen zur Maschine erfolgt über drei getrennte Wendelförderer. Das erste Teil, die zylindrische Plastikhülse, wird ausgerichtet, gegriffen und über einen pneumatischen Takttisch um 180 Grad in die Anlage geschwenkt. Ein Drei-Backengreifer nimmt das Teil und setzt es auf den Rundtisch in eine von insgesamt acht Aufnahmevorrichtungen. Dann taktet der Rundtisch weiter zur nächsten Station. Dort wird die Stahlhülse zugeführt, ausgerichtet, gegriffen und auch um 180 Grad in die Maschine bewegt.
Das zweite HSPHandlingmodul greift die Stahlhülse ab und setzt sie auf die Kunststoffhülse. Die Anlage taktet weiter zur Presse. Hier wird die Stahlhülse auf den Kunststoffkörper aufgepresst. Bei der nächsten Taktung kommt die Schutzscheibe dazu. Ein Vakuumsauger – befestigt am dritten HSPHandlingmodul – saugt sie mit Hilfe dreier Saugbohrungen an und setzt sie auf die bereits vor gepressten Hülsen ab. Erleichtert wird dem Sauger die Arbeit durch die eingeprägte Negativ-Form der Schutzscheibe.
Weiter geht‘s im nächsten Takt, nämlich unter die Verstemmeinrichtung. Ein pneumatisch betätigter Niederhalter fährt herunter und hält die Schutzscheibe fest. Von unten kommt ein Stempel durch die zwei zylindrischen Hülsen und verstemmt die Laschen. Danach wird das fertige Teil über das letzte HSPHandling abgegriffen und auf das Ausführband gesetzt. Die Anlage läuft im Stand-aloneBetrieb und wird in naher Zukunft von den Spannfutterspezialisten mit der Gesamtmontage verkettet. Dann steht einer noch schnelleren Montage der Bohrfutter nichts mehr im Wege, was bestimmt den ein oder anderen Fertiger freut. (ma)
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