Lineartechnik
Speziell geschützt
Rüthen-Meiste ist mit 420 Einwohnern ein beschauliches Örtchen im Ostwestfalen. Früher war es hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt, heute bestimmt ein Unternehmen der holzverarbeitenden Industrie das Leben: Mit mehr als 600 Mitarbeitern – und somit größer als das Dorf selbst – sind die Meister-Werke Schulte (MWS) ein wichtiger Arbeitgeber der Region und gehört europaweit zu den renommierten Herstellern von Bodenbelägen, Paneelen und Zubehör. Neben edlen Holzböden entstehen hier auch hochwertige Laminatböden. Bei deren Herstellung werden Dekorpapiere mit einem melaminharzhaltigen Overlay und einer Trägerplatte sowie einem Gegenzug unter Druck und Temperatur miteinander verpresst. In der Fertigung bei MW erfolgt dieser Vorgang in einer Kurztaktpresse im Dreischichtbetrieb. Ein Handlingsystem aus Sauggreifern und Lineareinheiten übernimmt die Zuführung der Dekorpapiere in die Presse. Dabei sorgen die Lineareinheiten für die horizontale Bewegung des Querträgers, an dem die Sauggreifer befestigt sind. Die beiden Führungen, die die Dekorpapiere von der Palette aufnehmen, sind an einer Seite gelagert und an der anderen höhenverstellbar montiert, um den passenden Winkel zur Produktpalette einstellen zu können. Die anderen beiden Linearachsen sind horizontal fest montiert. Sie befördern die entnommenen Papierelemente weiter und legen sie auf einem Förderband ab.
Problematische Staubbelastung
Die an die Lineareinheiten gestellten Anforderungen sind überdurchschnittlich: Hohe Taktzahlen im Dauerbetrieb fordern ihnen alles ab. Hinzu kommt die große Belastung durch Melaminstaub; er entsteht durch Abrieb und beim Zuschnitt von Melaminplatten und hat die ungünstige Eigenschaft, alles stumpf zu machen und jede Bewegung abzubremsen. Die bisher verbauten Linearachsen fielen deswegen häufig aus und verursachten Reparaturkosten und Stillstandzeiten in der Fertigung. Robustere Einheiten fand MWS bei Rose+Krieger: die dritte Generation der DuoLine Z 80 Protect. Dies ist eine Linearachse, die den hohen Belastungen an der Laminat-Handlingseinheit standhält. Kurze Zykluszeiten, hohe Taktraten sowie eine hohe Wiederholgenauigkeit und Zuverlässigkeit - auch im Dreischichtbetrieb - kennzeichnen diese wartungsfreundlichen Kugelschienenachsen. Das Besondere: Diese Lineareinheiten der Protect-Serie sind mit einem Edelstahlband gekapselt. So erreichen sie die Schutzart IP 40 und sind gut gegen den Melaminstaub geschützt. Die Bewegungen bleiben auf diese Weise reibungslos, zudem verhindert eine Fixierung des Metallbands über Magnetstreifen bei der Überkopfanbringung der Führungen ein unerwünschtes Durchhängen des Bandes.
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Der Melaminstaub sorgte bei den DuoLine-Kugelschienenführungen zunächst jedoch an anderer Stelle für Probleme: Während des Dauereinsatzes in drei Schichten drückte sich der in den Endkappen integrierte Filzabstreifer – er „putzt“ die Einheiten während des Verfahrens des Schlittens – aufgrund der großen Staubmenge und daraus resultierenden hohen Reibung aus den Kappen heraus. Der Hersteller löste diese Sorge mit einem breiteren Filz. Ein weiteres Plus bei diesen Achsen aus Sicht der MWS-Konstrukteure ist die Sonderausstattung der mitlaufenden Permanentschmierung, die die Schmierintervalle deutlich verlängert. Standardmäßig sind DuoLine-Lineareinheiten mit einem eingeschraubten Trichterschmiernippel ausgestattet, der die Schmierung an jeder beliebigen Schlittenposition ermöglicht. Auch diese Vorrichtung verlängert bereits die Wartungsintervalle im Vergleich zu herkömmlichen Führungen. Für eine Permanentschmierung wie im Fall MWS wird der Nippel einfach herausgeschraubt und durch die mitlaufende Dauerfettung ersetzt.
Linearführungen bleiben beweglich
MWS hat Achsen des Typs DuoLine Z 80 Protect in Längen von 3.091, 3.291 und 4.400 Millimetern ohne Antriebe im Einsatz. Die waren bereits von der vorhergehenden Lösung vorhanden und ließen sich einfach mit den neuen Kugelschienenachsen kombinieren. Zur platzsparenden Kompaktheit der Führung trägt maßgeblich die teilweise in die Zahnriemenumlenkung integrierte Kupplung bei. Die dritte Generation der DuoLine besitzt nur eine geringe Massenträgheit, ist dadurch dynamischer und erreicht höhere Taktraten als vergleichbare Modelle. Auch der Zahnriemen aus langlebigem und belastbarem Neopren trägt dazu bei. Das wartungsarme Material hat ein gleichmäßiges Laufverhalten bei hohe Präzision und gleichzeitig großes dynamischer Belastung aus. Die Querträger mit den Sauggreifern sind über Nutensteine am Führungsschlitten verschraubt. Die Führungen selbst montierte MWS über seitlich angeordnete Blocan-Profilnuten in Verbindung mit Spannpratzen; die Profilnuten ermöglichen außerdem eine große Flexibilität bei der Anbindung von kundenspezifischem Zubehör wie Energieketten, Schlauchhalterungen und End- oder Näherungsschalter zur Endabschaltung. pb