Handhabungstechnik

Gerade oder verschlungen

Förderbänder können mehr

Die Endlosigkeit des gemeinen Förderbandes verleiht ihm einen Hauch von Perpetuum mobile, wenn es nicht technisch so einfach und transparent wäre. Wer da aber nur an die kilometerlangen Transportbänder aus dem Braunkohlentagebau denkt, der erfasst nur eine klassische Seite. Im maschinennahen Bereich von Fertigungseinrichtungen und in der Handhabungstechnik sind Förderbänder aller Art ebenfalls unerlässlich und die Endlos-Band-Idee kann vielfältige Bauformen annehmen. Das Förderband kann nämlich zusätzlich außer dem Transport der Objekte von A nach B noch andere Funktionen mit übernehmen. Vielleicht trifft da ein weises Wort von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) zu: „Die großen Begebenheiten in der Welt werden nicht gemacht, sondern finden sich ein.“

Der aktive Speicher

Ein aktiver (dynamischer) Werkstückspeicher bewegt durch Schwerkraft oder Fremdantrieb seinen gesamten Inhalt stets bis zu einem Abnahmepunkt. Eine sehr einfache Bauform ist der Flächenspeicher. Das ist eine Parallelanordnung von mehreren Förderbändern mit jeweils gegensinniger Laufrichtung (Bild 1). Die Umlenkung des Gutes von einer Bahn zur anderen geschieht rein mechanisch durch eine bogenförmige Kulissenführung. Der Speicher dient zur Bevorratung und Zuführung von Werkstücken, kann aber auch als technologischer Zwischenspeicher (z.B. für das Aushärten von Klebestellen; auch unter Temperatureinwirkung) und als Störungsspeicher zwischen zwei Maschinen eingesetzt werden, weil die Teile zueinander aufschließen können. Er stellt dann eine Verkettungseinrichtung dar.

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Der Speicher ist mit einem Blick überschaubar und gut zugänglich. Er lässt sich förder- und steuerungstechnisch problemlos in automatisierte Anlagen integrieren. Am Auslauf können auch noch Schikanen angebracht werden, um die Teile in eine einheitliche Wunschorientierung zu bringen. Für scharfkantige und heiße Produktionsteile werden Edelstahl-Scharnierbandketten eingesetzt, für leichte Bauteile genügen meistens Kunststoffketten. Der Flächenspeicher wird von einem Getriebemotor in Gang gehalten. Mit Hilfe eines Frequenzumformers kann man die Fördergeschwindigkeit den Gegebenheiten eines Prozesses anpassen.

Transport bergauf

Es kommt immer wieder vor, dass man Arbeitsgut nach oben fördern muss. Auf dem normalen Gurtförderer wird der erreichbare Steigungswinkel gar bald durch die Reibungsverhältnisse zwischen Band und Objekt begrenzt. Eine Förderung kann aber auch formpaarig mit einem Fächer- oder Stollenband (Ausrüstung mit Querleisten) oder auch nur reibpaarig erfolgen. In diesem Fall müssen die Teile jedoch genügend fest gegen das Transportband gepresst werden, damit die Reibkräfte die Gewichtskräfte übersteigen. Bei ferromagnetischen Werkstücken kann man das mit der Kraft von Dauermagneten erreichen. Man unterscheidet zwei Bauformen für solche Förderer:

•Das Förderband bewegt die Teile und unter dem Band ist unbeweglich ein Magnetsystem eingebaut. Der Reibungs­koeffizient der berührenden Flächen ist hier entscheidend. Leichte Teile wie z.B. Dosen können senkrecht gefördert werden.

•Die Permanentmagnete sind auf einem Trägerband bzw. an einer Kette be­festigt und erzeugen auf diese Weise ein wanderndes Magnetfeld. Die Werkstücke schieben sich auf einer feststehenden glatten Edelstahlrinne voran (Bild 2). So arbeiten auch die Förderer für Eisenspäne in einem Winkel bis zu 90° senkrecht.

Umorientieren kein Problem

Im Produktionsablauf begegnet uns häufig die Aufgabe, dass Arbeitsgut um 90° oder 180° zur Laufrichtung oder quer dazu gedreht werden muss. Es ist von Vorteil, wenn man das in einen sowieso erforderlichen Weitergabevorgang hineinlegen kann. Dann entfällt eine separate Dreh- oder Wendestation.

Erstes Beispiel: Bei dem Dosenförderer nach Bild 3 wird das Fördergut beim Wendevorgang zwischen zwei Bändern gehalten, bis es gewendet ist und vom nächsten Band übernommen wird. Der Ablauf ist einfach und erfordert keinerlei Steuerung oder Überwachung. Die Lösung ist in bescheidenem Maße sogar größen- und formflexibel.

Zweites Beispiel: Beim Förderer nach Bild 4 werden liegende Glaskörper aufgestellt, indem man sie auf ein nachfolgendes Band einfach abkippen lässt. Weil der Kippvorgang aber schlecht kontrollierbar ist, lässt man noch einen Klemmbandförderer mitlaufen, der die kippenden Teile am Hals des Objektes auffängt und in eine stabile Transportlage bringt. Ist das erreicht, kann der weitere Transport ohne Klemmbandförderer erfolgen.

Aber es gibt noch viele weitere Bandspezialitäten. Bei der Lösung nach Bild 5a ändert das Objekt seine Förderrichtung um 90°, indem es sich an einer Umlenkrolle abstützt, während das Querförderband die Drehung durch Friktion einleitet. Eine nicht angetriebene glatte Auflagerolle zwischen den Bändern ist vorteilhaft, weil das die Drehung begünstigt und außerdem die Wölbung an der Umlenkrolle des Förderbandes ausfüllt.

Das Bild 5b zeigt einen Förderer, der das Objekt während einer kurzen Strecke seitlich klemmt, so dass der Boden frei ist. Das ermöglicht das Stempeln und Anbringen von Aufklebern an der Unterseite des Transportgutes während des Durchlaufes. Der weitere Transport kann dann auf einem normalen Gurtförderer fortgesetzt werden.

Ein gelochtes Förderband (Bild 5c) erlaubt die Erzeugung von Andruckkräften mit Hilfe von Vakuum, zusätzlich zur Schwerkraft. Das ist z.B. auch interessant, wenn Verpackungsfolie mit dem Förderband abgezogen werden soll und darauf dann zu verpackende Objekte abgelegt werden.

Verblüffend einfach ist schließlich das Wenden von flexiblen Flachteilen, wie z.B. Schuhsohlen oder von kurzen steifen Flachstücken, mit einer um 180° verdrehten Doppelbandanordnung, wie man es in Bild 5d sehen kann.

Der Kunstkritiker und Physiker Lichtenberg hatte wirklich die richtige Vorahnung: Es hat sich einiges eingefunden, wie schon dieser kleine Ausschnitt gezeigt hat.Stefan Hesse

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