Cobots

Annina Schopen,

Mieten macht flexibel

Eine kurzfristige Umstrukturierung brachte am Unilever-Standort Heilbronn die Wartung einer großen Palettierstation mit sich. Zur Unterstützung hat das Unternehmen erstmals auf Cobots gesetzt – für die Dauer von einer Woche im praktischen Mietmodell. Es brachte Mitarbeiterentlastung, Flexibilität und weitere Vorteile.

Erstmals hat Unilever in Heilbronn einen Cobot im Einsatz © Unilever/Bayer

"Bei uns wird aktives Gesundheitsmanagement großgeschrieben", begründet Michael Schenk den ersten Einsatz von Cobots in seinem Betrieb. Er ist Industrieelektronikermeister im Unilever-Knorr-Werk in Heilbronn und für Technikthemen im Hause zuständig. "Deshalb beschäftigen wir uns gerade im Bereich der Palettierung grundsätzlich mit dem Thema Ergonomie", fügt er hinzu. Cobots wurden hier als Chance gesehen, um die Mitarbeitenden effektiv zu entlasten.

Die Einführung eines neuen Stretchers führte dazu, dass eine der großen automatisiert betriebenen Palettierstationen des Werks eine Woche lang außer Betrieb genommen werden musste. Ein Umstand, der zwar zugleich für eine Wartung genutzt wurde, aber dazu führte, dass die fertigen Gebinde nun manuell zu palettieren waren. Statt auf zusätzliches Personal zurückzugreifen, entschied sich Projektingenieur Thomas Bittner im Frühjahr 2023 zum ersten Mal für den Einsatz von Cobots. "Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns bereits wiederholt mit der Frage beschäftigt, ob sich der Einsatz von Cobots bei uns rechnet", erzählt er. "Weil der monetäre Aufwand dafür jedoch nicht unerheblich ist, haben wir lange gezögert. Als wir im Zusammenhang mit der Planung für die Einführung des neuen Stretchers auf das Cobot-Mietmodell der Firma Bayer aufmerksam gemacht wurden, haben wir die Chance ergriffen, sie live im Betrieb und quasi risikolos zu testen".

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Ergonomie und Betriebssicherheit

Im Bereich der betroffenen Palettierstation befinden sich Abfüllanlagen und Kartonierer. Die hier produzierten Gebinde werden über ein Transportband an die Zentralpalettierung geleitet und danach als Fertigpaletten ins Hochregallager. Tritt in diesem Bereich eine Änderung des automatisierten Ablaufs ein, beispielsweise eine Wartung oder Installation einer neuen Maschine, müssen bestimmte Prozesse in diesem Zeitraum manuell erledigt werden. Im vorliegenden Fall bedeutete dies, dass an einigen Linien die Gebinde manuell abzusetzen sind: Die zuständigen Mitarbeiter nehmen die Gebinde in die Hand, setzen sie auf die Palette und ein weiterer Mitarbeiter transportiert diese mit einer Elektroameise zum Andocksystem, von wo aus es dann ins Hochregallager geht. Diese manuelle Arbeit über eine ganze Schicht ist anstrengend, gibt Bittner zu bedenken. "Deshalb war es uns wichtig, hier durch Automatisierung Entlastung zu schaffen. Mit den Cobots ist uns das auch gelungen".

Viel Zeitersparnis wurde dadurch erreicht, dass jeder der beiden Cobots an zwei Palettenplätzen arbeitet. © Unilever/Bayer

Für die Umsetzung des Projekts holte Bittner die Automatisierungsspezialisten von Bayer aus dem fränkischen Wörnitz an Bord. Den Ausschlag für die Entscheidung gab neben dem derzeit einzigartigen Angebot, die Cobots für einen befristeten Zeitraum zu mieten, auch die jahrzehntelange Erfahrung der Bayer-Ingenieure im Automatisierungsbereich und die geografische Nähe. "Gerade bei diesem ersten Einsatz von Cobots, die Hand in Hand und ohne Sicherheitszaun mit unserem Team zusammenarbeiten, war es uns wichtig, dass der Dienstleister innerhalb kürzester Zeit bei uns sein kann", so Bittner. Denn neben Ergonomie ist auch das Thema Betriebssicherheit im Unilever-Werk Heilbronn von zentraler Bedeutung.

Unilever hatte bislang noch keine Cobot-Erfahrungen. Daher bot Bayer eine videobasierte Einführung an und legte die Sicherheitskriterien und Normen eines Coboteinsatzes dar. Vor allem steht die Richtlinie ISO 15066 für Sicherheitsanforderungen an kollaborierende Industrierobotersysteme und die Arbeitsumgebung im Mittelpunkt. Die Unilver-Sicherheitsabteilung wurde in das Projekt eingebunden und frühzeitig über die Funktionsweise der Cobots informiert. Sowohl die Werks-, Bereichs- und Produktionsleitung, die Schichtkoordinatoren und die Mitarbeiter in den betroffenen Palettierstationen verfolgten das Projekt mit großem Interesse und mehrheitlich sogar mit Begeisterung. Bedenken, dass der Cobot den Job wegnimmt, hatte offenbar niemand, weil klar war, dass die Maschine tatsächlich nur unangenehme Arbeiten übernimmt. Vier Wochen nach der Auftragserteilung konnten die Cobots schon an die Palettierarbeit in Heilbronn gehen.

Klaus kommt ohne Druckluft aus

Insgesamt wurden zwei Cobots vom Typ "Klaus" des Herstellers Yaskawa bei Unilever installiert. Die Gestelle dafür hat Bayer ebenfalls auf Mietbasis zur Verfügung gestellt. Das Aufnehmen der Packungen übernimmt ein Robotergreifer eines Drittanbieters – ein Standardprodukt, das ohne Druckluft auskommt und sofort verfügbar war. Die Installation erfolgte an vier Abfüllstationen und zwei Sammelpackern der zentralen Palettieranlage. Während an der einen Station Dreierpackungen zusammengestellt werden, sind es an der anderen Zweierpacks. Gearbeitet wird normalerweise im Dreischichtbetrieb, sodass die Cobots während der einwöchigen Abschaltung der Palettieranlage die Arbeit von potenziell sechs Mitarbeitern übernommen haben.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 10/23

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