Handhabungstechnik

„Quo vadis, Motek?“

Interview mit Paul Eberhard Schall, Geschäftsführender Gesellschafter der P. E. Schall GmbH, Frickenhausen.
Vorbei ist die idyllische Ruhe im Kraichgau. Allzu hoch schlagen die Wellen um die große Kreisstadt Sinsheim. Von „Messeraub“ und „wirtschaftspolitischer Posse“ ist die Rede. Folgt man einigen Aussagen, so droht dem Ort ein wirtschaftlicher Tsunami. Ab 2007 wird die Motek auf den Fildern, dem neuen Messegelände in Stuttgart, stattfinden. Mit ihr ziehen auch die anderen Sinsheimer Industrie- und Hobbymessen des Messeveranstalters Schall in die baden-württembergische Landeshauptstadt um. Nachdem es wiederholt unsachliche Darstellungen in den Medien – insbesondere der regionalen Tagespresse – über die (Hinter)gründe dieses Umzugs gab, will handling zur Versachlichung der Diskussion beitragen und sprach in Frickenhausen mit Paul Eberhard Schall.

handling: Durch die Spalten regionaler und überrregionaler Tageszeitungen geistern momentan Schlagzeilen wie „Messeraub an der A6“ oder gar „gezielter Todesstoß für Sinsheim“. Herr Schall, wer raubt wem was?

Schall: Mit meiner freien Entscheidung, unsere Messen von Sinsheim nach Stuttgart zu verlagern, wurde in der Landespolitik und in der Presse eine Diskussion über den „Kannibalismus“ der Stuttgarter Landesmesse gegenüber den Regionalmessen losgetreten. Ein „Bubenstück mit Tarnen und Täuschen“ wird mir unterstellt und gar „Messeraub“. Aufgrund der größtenteils haltlosen und schlichtweg unwahren Spekulationen und Äußerungen ist es notwendig, den tatsächlichen Sachverhalt dar- und richtig zu stellen. Eine Verlegung der Messen, weg vom Standort Sinsheim, war schon Monate vor Abschluss der Verträge mit der Stuttgarter Messe und Kongressgesellschaft mbH beschlossene Sache. Es ging einzig und allein noch darum, trotz Aufgabe des Standorts Sinsheim einen Messestandort in Baden-Württemberg beizubehalten. Ich habe mich in meiner langen Zeit als eigenverantwortlicher Unternehmer noch nie locken oder gar anstiften lassen und dies wird auch in Zukunft niemandem gelingen. Bei meinen Entscheidungen werde ich nie die Regie an andere abgeben – auch nicht an die Landesregierung.

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handling: Welche Gründe führten maßgeblich zu Ihrer Entscheidung, mit allen Industrie- und Hobbymessen nach Stuttgart zu gehen?

Schall: Durch den Bau der Neuen Messe Stuttgart stand ich vor drei möglichen Szenarien: 1) Verkauf unserer Messegesellschaft. 2) Ein starker Wettbewerber auf der Neuen Messe Stuttgart, überschüssige Kapazitäten bei der Motek, Insolvenz. 3) Umzug nach Stuttgart. Die Verlagerung meiner Veranstaltungen nach Stuttgart ist durch meine persönliche Initiative entstanden, die Verhandlungen wurden immer von dem Gedanken an das Wohl des Unternehmens und an die Sicherung der Arbeitsplätze geführt. Bei früheren Vertragsverhandlungen und anderen Kooperationsvereinbarungen aus den Jahren 2000 bis 2002 der Schallgruppe war die extrem positive Entwicklung der Messeveranstaltungen und die daraus resultierende Überforderung des Messestandorts Sinsheim genauso wenig absehbar wie die Tatsache, dass es 2007 möglich sein würde, in die Neue Messe Stuttgart zu wechseln.

handling: Welche Erwartungen für die Motek und Ihre anderen Industriemessen verbinden Sie mit dem Umzug auf das neue Messegelände?

Schall: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur auf diesem Wege in der Lage sind, die gesamte Messelandschaft in Baden-Württemberg nachhaltig zu stärken und auch weiterhin über die Landesgrenzen hinaus zu einem wichtigen Faktor zu machen. Ich persönlich – wie auch die Mitarbeiter der Schallgruppe – freuen sich, unsere Messen künftig in Stuttgart, im Herzen von Baden-Württemberg durchführen zu können. Ich lege Wert darauf, dass es dabei um eine absolut eigene, unternehmerisch notwendige und sinnvolle Entscheidung handelt.

handling: Jetzt hat Sinsheim ein Problem. Hat sich die Kreisstadt zu sehr auf Sie verlassen?

Schall: Generell – die Zukunft der regionalen Messestandorte ist nicht in Gefahr, wenn unternehmerisch sinnvolle Entscheidungen getroffen und die Chance der Messe-Nischen intelligent genutzt werden. Nur auf diesem Weg konnten wir die Messe Sinsheim in unternehmerischer Eigenverantwortung innerhalb von nur 15 Jahren zu einem wichtigen Messestandort entwickeln. Die Messelandschaft im Südwesten braucht einen international und national starken Messestandort, um gegenüber anderen Regionen zu bestehen und die Attraktivität unseres Wirtschaftsraums repräsentieren zu können. Dies stärkt auch die Position und die Attraktivität der Regionalmessen.

handling: Spielten bei Ihren Überlegungen neben Stuttgart auch andere Messestandorte eine Rolle?

Schall: Zu meiner Entscheidung, nach Stuttgart umzuziehen, hätte es auch Alternativen gegeben. Wäre die Übereinkunft mit der Neuen Messe Stuttgart auf den Fildern nicht gelungen, wäre die Schallgruppe genötigt gewesen, einen anderen großen Messestandort zu wählen, sei es Hannover oder Frankfurt, Leipzig oder München oder eine andere Metropole.

handling: Weg von Sinsheim und hin nach Stuttgart heißt auch, etwas näher an München, näher an der Automatica. Wie beurteilen Sie die Wettbewerbssituation und was sagen sie zu der immer wieder geäußerten Überlegung, Motek und Automatika alternierend zu veranstalten?

Schall: Die Automatica wird im kommenden Jahr zum zweiten Mal durchgeführt. Jetzt muss man erst einmal abwarten. Die Automatica will 30 Prozent ausländische Besucher – das schafft sie nicht! Ich glaube, wir haben größere Chancen. Die Zukunft wird zeigen, wer der Bessere ist. Über einen möglichen Zwei-Jahres-Rhythmus werden letztlich die Aussteller entscheiden.

handling: Kommen wir zur aktuellen Motek: Wie groß ist die verkaufte Fläche und wieviele Aussteller erwarten Sie? Wie entwickelte sich die Motek in den letzten drei, vier Jahren?

Schall: Die Motek ist permanent gewachsen. Sie umfasst – genau wie im vergangenen Jahr – 44.500 Quadratmeter Bruttoausstellungsfläche. Die Hallen 1 bis 6 und die Zusatzhalle 7 sind komplett belegt. Durch Standvergrößerungen haben wir etwa zwanzig Aussteller weniger als 2004. Die Zahl der Mitaussteller ist auch etwas gesunken. Insgesamt sind jetzt (Stand 08.08.) 861 Aussteller gemeldet.

handling: Kann man bereits ein Stimmungsbild unter den Ausstellern erkennen?

Schall: Die Stimmung ist recht gut. Die Aussteller sind fleißig und melden sich über unser neues Online-Buchungssystem an, das mittlerweile stabil funktioniert. Diese Technik hat uns viel Arbeit abgenommen.

handling: Wie wird die Motek 2007 in Stuttgart aussehen? Müssen die Aussteller mit höheren Kosten rechnen?

Schall: Im Kern wird sie gleich aussehen, jedoch können in der Neuen Messe Stuttgart alle unsere Messeveranstaltungen noch zulegen. Das heißt, nach meiner Einschätzung kann die Aussteller- und Besucherzahl dort noch weiter wachsen. Wie bisher wird auch in Stuttgart das Preis-/Leistungsverhältniss stimmen. Das Gespräch führte Gunthart Mau

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