Lineartechnik
Wandelbar: Dynamisches Bühnenbild durch Gasfedern
Die Hochzeit des Figaro ist weltweit bekannt. „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ ist eher Theaterliebhabern ein Begriff. Das kurz vor der Französischen Revolution spielende Stück – erst nach mehrjähriger Zensur 1784 öffentlich aufgeführt – hält als Fortsetzung von „Der Barbier von Sevilla“ der feudalen Gesellschaft den Spiegel vor. Es schildert den Tag der geplanten Hochzeit zwischen Figaro, dem Bediensteten des Grafen Almaviva, und Susanne, der Zofe der Gräfin. Dass die Bühnenbild-Macher am Stadttheater Gießen diesen revolutionären Hintergrund in ihre Arbeit mit einbeziehen, ist offensichtlich. Herauf- und herunterklappende Wände symbolisieren das Zusammenfallen der gesellschaftlichen Strukturen. Zudem begünstigt die mit wenigen Handgriffen durch die Schauspieler veränderbare Spielfläche die Dynamik dieser Verwechslungskomödie, die an verschiedenen Orten des gräflichen Anwesens ihren Lauf nimmt.
Das Bühnenbild besteht aus verschiedenen zwei mal zwei Meter großen Wänden. Um sie auf der hellen, leicht schrägen Spielfläche vor dem Schwarz der Hinterbühne schnell, einfach und unauffällig verschwinden zu lassen, ist industrielle Unterstützung nötig. Geräuschvolle Motoren oder optisch störende Seilwinden kommen nicht in Frage. Stattdessen ist industrielle Hebehilfe in Form von Gasfedern von ACE im Einsatz.
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Der Partner für Dämpfungslösungen ist in der industriellen Automation beheimatet und hat auch Erfahrung im Event- und Kulturbetrieb. Ob Sicherheits-Stoßdämpfer zum Schutz von Menschen und Maschinen, hydraulische Bremszylinder als beidseitig wirkende Bremsen oder – wie in diesem Fall – Industrie-Gasfedern, welche die Darsteller entlasten sollen: Die Produkte des Langenfelder Unternehmens sind dazu konzipiert, Kunden durch schnelle, einfache Integration in ihre Konstruktionen Zeit und Geld zu sparen.
Im Gegensatz zu industriellen Konstruktionen ist in Gießen keine ausgetüftelte Auslegung nötig, da die Wände aus leichtem Material bestehen. Bei einer großzügig kalkulierten bewegten Masse empfiehlt ACE die Verwendung von Gasfedern des Typs GS-22-150-AA-700N, um die Bühnenwände spielerisch aufrichten und hinlegen zu können.
Industrie-Gasfedern von ACE unterstützen beim Öffnen und Schließen von Klappen, Hauben oder Deckeln. An den Gießener Bühnenwänden sind sie mit Hilfe der DIN-genormten Anbauteile angebracht und erleichtern das Aufstellen und Hinlegen. Beim Beaufschlagen des in sich geschlossenen Gasfeder-Systems strömt Stickstoff durch die Drosselöffnung im Kolben und ermöglicht eine definierte Einfahrgeschwindigkeit. Dabei wirkt die Gasfeder entgegen der Gewichtskraft des Bühnenbildes. Beim Aufstellen strömt der Stickstoff zurück und unterstützt die Handkraft. Die Ein- und Ausfahrgeschwindigkeit wird durch die Drosselöffnung bestimmt. Die Einbaulage ist beliebig, empfohlen wird aber der Einbau der Kolbenstange nach unten, um die Endlagendämpfung zu nutzen. Dabei sorgt eine zusätzliche Ölfüllung im zylindrischen Gasfederkörper für sanftes Aufsetzen. Das in Gießen verwendete wartungsfreie und einbaufertige Modell kann bei einem Durchmesser von 22 Millimeter und einem Hub von 150 Millimeter eine Ausschubkraft von 700 Newton aufbringen. Diese Druckkraft ließe sich nachträglich noch über das Ventil um fast das Doppelte anpassen. pb