Beruf & Ausbildung
Networking als beruflicher Erfolgsfaktor
Networking, zu Deutsch Beziehungsmanagement oder Kontaktpflege, gehört für viele zum beruflichen Alltag. Doch wie baut man belastbare Netzwerke auf? Und welches Potenzial steckt wirklich dahinter? Von Dr. Holger Karsten
Die Begrifflichkeit hat hierbei deutlich ihre Tücken: Klingt das englische Wort Networking noch ziemlich neutral, so sind deutsche Begriffe wie „Beziehungen“/Beziehungsmanagement oder Kontaktpflege öfter mit negativen Bewertungen und Wahrnehmungen verbunden. Aus meiner Sicht soll das Thema Networking „allen“ offenstehen, die bereit sind, die Bedingungen – „Geben und Nehmen“ und „echtes Interesse am Anderen“ - zu erfüllen.
Ein Geben und Nehmen
Belastbare Netzwerke entstehen nicht von heute auf morgen. Das Aufbauen von Kontakten, von Loyalität und Respekt braucht seine Zeit. Sie entstehen nicht von allein, sondern müssen sorgfältig gestaltet und gepflegt werden. Der Grundsatz lautet: „Build first, monetize later“.
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Ein gutes Netzwerk funktioniert auf der Grundlage eines regen „Geben und Nehmen“; am Anfang ist sogar deutlich mehr „Geben“ notwendig. Denn ein belastbares Netzwerk setzt echtes Interesse am Anderen voraus, außerdem die Bereitschaft zum gegenseitigen Austausch. Hinzu muss die Überzeugung kommen, dass es sich lohnt, in Beziehungen zu investieren.
Grundlage dafür wiederum ist die Entwicklung einer ausgeprägten „Beziehungsintelligenz“.
Bei der Knüpfung von wirklich belastbaren Kontakten sollte man sich nicht (zu sehr) verbiegen. Man kann nicht „Everybody’s Darling“ sein; wenn man es versucht, verliert man an Profil und läuft Gefahr, für die Leute uninteressant zu werden, auf die es ankommt.
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Voraussetzungen für erfolgreiches Networking
Eine ganz wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Networking ist die Anpassung des eigenen Mind–Set: „Es ist Arbeit – nur anders“! Und natürlich muss man Beziehungen „etablieren“; dafür muss man Anlässe finden, mit jemanden zu kommunizieren. Die Erfahrung zeigt, dass man mindestens zwei bis drei Kontakte braucht, bis Menschen sich an einen erinnern.
Bevor man rausgeht zum Networking, muss man einen kritischen „Kassensturz“ seines eigenen Netzwerks machen. Das heißt, man muss sein bestehendes Netzwerk analysieren und interpretieren, sich dabei nicht in eine bequeme Ecke setzen und sich auf zu ähnliche oder nicht herausfordernde Beziehungen verlassen.
Networking hat aber auch eine operative Seite: Ohne eine professionelle Struktur verliert man in einem Netzwerk mit 50, 100 oder gar mehreren 100 Kontakten schnell die Übersicht – man braucht eine passende Datenbank, in der die verschiedenen Netzwerke und deren Mitglieder segmentiert werden können und die natürlich ständig aktualisiert werden muss.
Wenn man zum Beispiel auf einer Konferenz verschiedene neue Kontakte macht, ist es wichtig, die erhaltenen Informationen in strukturierter Weise festzuhalten, um dann im Nachhinein entsprechend nachhaken zu können.
Kann man Networking lernen?
In Coaching-Projekten kommen häufig Aspekte und Elemente zum Thema Networking auf; nicht alles lässt sich „lernen“, aber man kann seine Einstellung dazu überprüfen und anpassen, zum Beispiel in Bezug auf die Allokation von Zeit (Networking ist auch Arbeit, nur „anders“) und auf die Einordnung als professionelles und ethisch-moralisch stimmiges Vorgehen.
Auch die Vorbereitung beziehungsweise Planung kann man ohne weiteres durchführen, so beispielsweise in Bezug darauf, welche Kontakte ich haben möchte, wo ich stehe („Kassensturz“) und wo und wie ich den Aufbau neuer Kontakte plane, zum Beispiele Anlässe planen, um mit jemandem in Kontakt zu kommen oder eine Beziehung zu vertiefen.
Voraussetzung zum Auf- und Ausbau eines belastbaren Netzwerkes ist und bleibt aber eine unverbogene und authentische Persönlichkeit – eben eher „mit Kante“ als angepasst und austauschbar – und das echte Interesse am anderen mit der Bereitschaft des gegenseitigen „Geben und Nehmen“.
Der Autor
Dr. Holger Karsten ist Senior Partner von Leadership Choices, einer auf alle Themen der Führungskräfte-Entwicklung spezialisierten Unternehmensberatung in Wiesbaden. Als Executive Coach unterstützt er seine Kunden beispielsweise beim Onboarding, bei der Karriere- Neuausrichtung, bei aller Art von Führungsthemen, in der Team- Entwicklung, zum Beispiel bei Konflikten, neuer Ausrichtung oder strategischem Dissens sowie auf Unternehmensebene in der Konzeption und Durchführung von Leadership-Programmen.