Software für Elektroplanung
Für den Traum vom perfekten Innenraum
Die Automatisierung verlangt nach einer zukunftsfähigen Elektroplanung, nach hoher Qualität und Schnelligkeit. Alle drei Punkte konnte 3CON mit seiner ursprünglich genutzten Planungsssoftware nicht gänzlich erfüllen. 2015 wollte Thomas Neuschwendter, Elektroplaner bei 3CON, das ändern und brachte Eplan ins Spiel.
Satt fällt die Tür ins Schloss. Ein Hauch von Luxus liegt in der Luft. Prüfend streichen die Hände über das Leder des Cockpits und ertasten die Erhebungen der rauhen Nähte. Was dem Auge entgeht, kann sich vor unserem Tastsinn dank der meissnerschen Körperchen nicht verstecken. Diese rund 40 Mikrometer breiten Rezeptoren sitzen an den Fingerkuppen und lassen uns Oberflächenunterschiede von bis zu vier Mikrometern wahrnehmen. Ebenso verwöhnt werden will auch das Ohr. Sanftes Motorschnurren: ja; knarzende Geräusche: nein.
Unsere Sinne sehen jedoch nicht ein, dass sie nur in Premiumfahrzeugen anspruchsvoll sein dürfen. Und hier kommt die Automatisierung ins Spiel, die auch in der Produktion von Tür- und Seitenverkleidungen, Innenspiegeln, Himmelelementen, Fächern und Abdeckungen ein hohes Niveau erreicht hat. Nicht in erster Linie in den Werken der Automobilmarken selbst, sondern in den Betrieben der Zulieferer, wo die Baugruppen für die automobilen Innenräume auf automatisierten Anlagen gefertigt werden.
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Ein Hersteller solcher Anlagen ist 3CON. 1998 in Oberaudorf gegründet, entwickelt und produziert das Unternehmen an seinem Tiroler Hauptstandort in Ebbs Werkzeuge und Anlagen für das Heißluft-Schneiden, Presskaschieren, Vakuumkaschieren und Umbugen sowie die Fügetechnik und gesamte Montagelinien zur Fertigung von Automobil-Innenausstattungen. „Bis 2011 wurden ausschließlich Werkzeuge konstruiert und produziert“, berichtet Thomas Neuschwendter, Elektroplaner bei 3CON. „Der erfolgreiche Anlagenbau als logischer nächster Schritt, um Kunden unsere Erfahrungen aus dem Werkzeugbau nutzbar zu machen, wurde erst vor vier Jahren aufgenommen.“
Die Leistung von 3CON reicht seitdem von der Unterstützung bei der Bauteil-Entwicklung und Grundlagenforschung für Materialien und Prozesse über Prozessoptimierungen mit Simulation sowie Prototypenbau bis hin zur Konzeptionierung und Auslegung sowie der Herstellung, Installation und späteren Betreuung der Anlagen. Für die mechanische Konstruktion nutzten die Techniker bereits vom ersten Tagen an leistungsfähige 3D-CAD-Softwarepakete, die in der Automobilindustrie weit verbreitet sind. Im Gegensatz dazu war für die Elektroplanung, als ihr Umfang noch deutlich geringer war als heute, ein aus heutiger Sicht unzureichendes Produkt ausgesucht worden. „Als das früher verwendete Paket immer mehr an seine Grenzen stieß, unternahm ich zum Jahreswechsel 2014/15 einen Anlauf zur Umstellung auf ein Tool, das unsere erweiterten Aufgaben im Anlagenbau besser abdeckt“, erklärt Neuschwendter. Dafür griff er auf seine Erfahrunngen mit Eplan zurück: „Da manche Kunden die Planunterlagen zur Weiterverwendung im Eplan-Format verlangen, hatte ich zuvor – teilweise auch schon bei früheren Arbeitgebern – die weitreichenden Möglichkeiten dieser Software kennengelernt.“
In den 3CON-Anlagen steckt viel Know-how – von der elektrischen und pneumatischen Antriebs- und Positioniertechnik einschließlich der Robotik bis hin zur Ansteuerung der Heizelemente zur Anregung des in den Füge- und Kaschierprozessen verwendeten Klebstoffs. „Manche der Anlagen sind mit bis zu 20 Achsen sehr antriebslastig, andere haben weit über 500 Ein- und Ausgänge“, beschreibt der Planer die Komplexität. „Die Elektropläne einer durchschnittlichen Anlage füllen drei Ordner. Das entspricht ca. 1.500 Seiten, deren Durcharbeitung und Pflege sich mit der früher verwendeten Software sehr zeitaufwendig gestaltete, weil diese viele in Eplan selbstverständliche Automatismen vermissen ließ.“
Großzügiger Software-Einkauf
Bei der Neu-Ausstattung der Elektroplanung kam daher keine Teillösung in Frage. Um ohne Systembrüche alle Teilaufgaben abdecken zu können, kaufte 3CON die Eplan-Pakete „Electric P8“ für die Elektrokonstruktion, „Fluid“ für die Gestaltung der pneumatischen und hydraulischen Anlagenteile sowie „Pro Panel“ für die dreidimensionale Schaltschrank-Konstruktion. Um Zeit zu sparen, wurde der Altbestand an Daten bei der Software-Einführung nicht konvertiert. Stattdessen wird Eplan immer dann verwendet, wenn neue Anlagenteile zu erstellen sind.
Eine zeitliche Investition gab es dennoch, durch die der dreiköpfigen Elektroplanungs-Abteilung zukünftig Arbeit erspart bleiben soll. „Die erste in Eplan geplante Anlage haben wir mit allen erdenklichen Optionen geplant, obwohl diese nicht in dieser Kombination bestellt worden waren“, berichtet Neuschwendter. „So entstand virtuell eine 150-Prozent-Anlage, die mit geringem Aufwand durch Abwahl aller nicht tatsächlich ausgeführten Teile konfiguriert werden kann.“
Da alle Eplan-Produkte datenbankbasiert aufgebaut sind und eine gemeinsame Datenbasis nutzen, wirken sich Änderungen in einem Planungsabschnitt automatisch auf alle anderen Teilpläne aus. Die Elektroplaner müssen somit nicht wie früher jede Änderung in allen Teilplänen nachvollziehen und sparen dadurch deutlich an Zeit: „Ein Projekt, an dem wir mit der früher verwendeten Software eine Woche gearbeitet haben, können wir nun in zwei bis drei Tagen erledigen“, bestätigt der Elektroplaner. cs
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