Instandhaltung
Vorbeugen statt Draufzahlen
Ob Magnesium-Gießerei, Knallkörper-Fabrik oder Flughafen-Gebäude: Wenn die Flammen um sich schlagen, ist es eigentlich schon zu spät. Denn im Falle eines Brandes sind der Schaden und vor allem die daraus resultierende Betriebsunterbrechung meist von existenzieller Bedeutung. Firmen, die als Folge eines Brandschadens in Schieflage geraten – oder ganz aufgeben müssen – sind keine Seltenheit. Gerade für mittelständische Unternehmen führt ein Produktionsausfall rasch zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen mit bösen Nachwirkungen. Denn produzierende Mittelständler sind meist nicht in der Lage, den Ausfall von Anlagen, Maschinen oder gar Gebäuden durch redundante Einrichtungen zu kompensieren. Großunternehmen mit mehreren Standorten haben da eher Ausweichmöglichkeiten. Für verantwortungsbewusste Firmenchefs ist es daher eine Frage der Zukunftssicherung, rechtzeitig und freiwillig (also ohne Behördendruck!) in vorbeugende Maßnahmen des anlagentechnischen Brandschutzes zu investieren. Der Installation von Brandmeldetechnik fällt dabei zentrale Bedeutung zu. Eine moderne Brandmeldeanlage schützt nicht nur Maschinen, Anlagen und Gebäude, sondern ist auch in der Lage von Brandrauch gefährdete Personen so frühzeitig zu warnen, dass sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können.
Wie es scheint, hat die mittelständische Industrie inzwischen ein schärferes Bewusstsein dafür entwickelt, dass der Einbau einer Brandmeldeanlage ein wesentlicher Faktor zur Reduzierung des Brandrisikos ist – und gleichzeitig ein Beitrag zur Unternehmenssicherung. Offizielle Statistiken hierüber gibt es zwar nicht. In der Brandschutz-Branche ist jedoch bekannt, dass die Aufschaltung von automatischen Brandmeldeanlagen aus den Industrie- und Gewerbebetrieben der ländlichen Gemeinden auf die Alarmempfangszentralen der Feuerwehren erheblich zugenommen hat. Dieser Trend spricht für ein wachsendes „Vorbeugebewusstsein“.
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„Wachsendes Vorbeugebewußtsein“
Ein typischer Mittelständler, der diese Grundhaltung repräsentiert, ist das Unternehmen Fruth Innovative Technologien (FIT) im bayerischen Parsberg. Das technologieorientierte Unternehmen ist als Entwicklungsdienstleister spezialisiert auf die schnelle Herstellung von Prototypen, Kleinserien und Sonderbauteilen. Es setzt dazu generative Schichtbauverfahren ein – etwa das selektive Lasersintern von Kunststoffen, das direkte Lasersintern von Metall oder das Elektronenstrahlschmelzen. Zu den Kunden des 1995 gegründeten Unternehmens gehören Hersteller aus den Bereichen Automotive, Elektrotechnik und Raumfahrt – beispielsweise BMW, Porsche, Mercedes-Benz, Opel, Siemens, VDO und AEG.
Mit 50 Mitarbeitern erwirtschaftet FIT aktuell einen Jahresumsatz von rund fünf Millionen Euro. Dabei sind Schnelligkeit, Sicherheit und ein hohes Qualitätsniveau wichtige Erfolgsfaktoren für die Parsberger. „Für unsere Kunden sind neben der Qualität unserer Fertigung die Umsetzungsgeschwindigkeit und die absolute Sicherheit von Termin und Leistung von entscheidender Bedeutung“, sagt Firmenchef Carl Fruth.
Die Konsequenz ist, dass sich der Entwicklungsdienstleister seitens der Kundschaft mit engen Terminvorgaben konfrontiert sieht. Gleichzeitig muss das Unternehmen strenge Sicherheitsauflagen hinsichtlich der Geheimhaltung einhalten. Gerade im Prototypenbau oder bei ersten Erprobungsserien ist es für FIT absolut existenziell, die Produktions- und Lieferfähigkeit garantieren zu können. Das TÜV-zertifizierte Unternehmen hat sich daher intensiv mit dem eigenen Sicherheitskonzept für den vorbeugenden Brandschutz beschäftigt – auch über die gesetzlichen Auflagen hinaus.
Auf die Frage, welche Gründe ihn zu seiner Entscheidung motivierten, freiwillig eine Brandmeldeanlage installieren zu lassen, reagiert Carl Fruth zunächst mit einem Schmunzeln: „Ich möchte einfach ruhig schlafen können.“ Die Investitionen in modernen elektronischen Brandschutz betrachtet der Unternehmer aber auch als gelebte Kunden- und Servicekultur: „Die gesamte Prozesskette unserer Fertigung muss abgesichert sein. Es geht darum, alle Risiken auszuschließen beziehungsweise zu minimieren, die zu einer Betriebsunterbrechung führen würden. Können wir nicht liefern, so entsteht unseren Kunden ein enormer Schaden. In unserer Branche ist die Liefersicherheit ein ganz entscheidendes Kriterium, das den eigenen Markterfolg sichert. Wer nicht liefern kann, ist früher oder später vom Markt verschwunden.“
Was es heißt, wenn aufgrund fehlender Brandmeldetechnik keine rechtzeitige Alarmierung im Brandfall erfolgt, hat der Unternehmer selbst erlebt. Im Jahr 1997, während der Aufbauphase seines rasch wachsenden Unternehmens, kam es in einer Produktionshalle aufgrund eines Defekts in einem Schaltschrank zu einem lokalen Brand, bei dem Kunststoffe entzündet wurden. „Danach musste wegen der Rauchschäden und der Löschwassereinwirkung die gesamte Technik in dieser Halle erneuert werden“, blickt der Firmenchef zurück. Der Brandschaden belief sich damals auf 190.000 Euro und die Betriebsunterbrechung kostete das Unternehmen weitere 250.000 Euro.
Nicht zuletzt durch dieses Erlebnis ist Carl Fruth vom hohen Stellenwert eines vorbeugenden Brandschutzes überzeugt. Mittlerweile verfügt sein Unternehmen neben einer Einbruchmeldeanlage über moderne Brandmeldetechnik. Auf Empfehlung eines Kollegenbetriebs kam es zur Zusammenarbeit mit der Firma Jürgen Bosch Elektro-Alarmsysteme aus Schnaittach, einem Errichterbetrieb des Brandmeldeanlagen-Herstellers Hekatron. Eine Securipro Compact-Anlage, die auf einen Sicherheitsdienst aufgeschaltet ist, schützt heute die mittlerweile vier Industriehallen des dynamisch wachsenden Unternehmens. Zahlreiche Brandmelde-Komponenten überwachen an verschiedenen Stellen im Betrieb die Lage: Ingesamt wurden 33 Streulicht-Rauchmelder installiert, in der als Ex-Bereich ausgeführten Lackiererei hängt ein ex-geschützter optischer Rauchmelder und im Aufenthaltsraum ein universeller Wärmemelder. Fünf nicht-automatische Handmelder ergänzen die Meldetechnik. Eine vor wenigen Wochen fertigt gestellte Halle wurde mit weiteren 40 Streulicht-Rrauchmeldern abgesichert.
Ein System wächst mit
Die Securipro Compact-Anlage ist ein kompaktes Brandmeldesystem mit großem Funktionsumfang und wurde speziell für kleine und mittlere Objekte entwickelt. Hekatron bietet die Systemlösung in verschiedenen Varianten an. Die Palette reicht von der Ein-Ring-Ausführung mit in der Zentrale integriertem Bedienfeld bis hin zur komplexen Zwei-Ring-Version mit mehreren abgesetzten Bedienfeldern und Steuermodulen. An eine Securipro Compact-Anlage lassen sich bis zu zwei Melderringe mit je 127 Teilnehmern – damit sind Brandmelder oder andere Module gemeint – anschließen. Das Produkt entspricht den neuesten europäischen Normen (EN 54-2, EN 54-4) und ist VdS-anerkannt.
Diese Merkmale finden sich auch in der neuen Brandmelderzentrale Integral C von Hekatron wieder. Sie ist die Weiterentwicklung der Securipro Compact-Serie und eignet sich ebenfalls gut für den Einsatz in kleineren und mittelgroßen Objekten. Sie kombiniert moderne Technik mit hoher Flexibilität und einem interessanten Preis-Leistungsverhältnis. Wichtig gerade für Kleinbetriebe und Mittelständler: Das System lässt sich mit einfachen Mitteln ausbauen, ohne dass dabei Leistungsmerkmale verloren gehen und zeigt sich offen für Modernisierungsmaßnahmen, Um- und Ausbauphasen. Die Brandmeldezentrale wächst also mit oder lässt sich anpassen, sobald sich die Nutzungen der Gebäude und damit auch die Detektionsanforderungen ändern. Konkret bedeutet das: Die 2-Loop-Basisversion der Integral C kann bei Bedarf mittels Zusatzplatine auf vier Ringleitungen erweitert werden. Alternativ lassen sich bis zu 16 Integral C 2-Loop-Zentralen zum Teilzentralenring ausbauen. Auf jede der zwei oder vier Ringleitungen lassen sich 128 Elemente aufschalten. Das können automatische oder manuelle Brandmelder sein sowie eine Vielzahl von Modulen für alle brandschutztechnisch wichtigen Anforderungen. Hierzu gehören die direkte Alarmierung der Feuerwehr und die Ansteuerung des Schlüsseldepots. Anzeige- und Bedienfeld sowie die Tastatur entsprechen ergonomischen Anforderungen, was die sichere Bedienbarkeit auch im stressigen Alarmfall unterstützt.
Sachverständige erstellen Konzepte
Eine wesentliche gesetzliche Grundlage für den Einbau einer Brandmeldeanlage ist der §14 der Musterbaurichtlinie (MBO), in dem die Schutzziele für den Brandschutz in Gebäuden festgelegt sind. Dort heißt es, dass bauliche Anlagen so anzulegen, zu errichten, zu ändern und instand zu halten sind, „dass der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird und bei einem Brand die Rettung von Menschen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten möglich sind“.
„Die Brandmeldetechnik hat heute einen technologischen Stand erreicht, der es ermöglicht jeden Entstehungsbrand in einer sehr frühen Phase sicher zu erkennen. Vorausgesetzt die Brandmeldeanlage ist richtig geplant und errichtet worden“, sagt Heinrich Herbster, der Vorsitzende des ZVEI-Fachkreises Brandmeldesysteme. In der Praxis wird heute verstärkt dazu übergegangen, die Brandsicherheit eines Gebäudes durch ein von einem Brandschutz-Sachverständigen erstelltes Brandschutzkonzept sicherzustellen. Solch ein Brandschutzkonzept wird objektspezifisch erstellt und berücksichtigt die jeweiligen Besonderheiten eines Objektes. Diese Vorgehensweise ermöglicht meist die Realisierung einer höheren Wirtschaftlichkeit bei den erforderlichen Brandschutzmaßnahmen. Eine Brandmeldeanlage ist in den meisten Brandschutzgutachten eine geforderte Brandschutzmaßnahme um die geforderten Schutzziele wirtschaftlich zu erreichen.
Das Investitionsvolumen für eine Brandmeldeanlage richtet sich stets nach der Situation vor Ort und den geforderten Schutzzielen. Es ist daher nur schwer mit konkreten Zahlen zu benennen. Als Unternehmer hat man allerdings immer die Wahl: Entweder verantwortungsbewusst handeln und freiwillig einen vier- bis fünfstelligen Betrag investieren. Oder Schicksal spielen und im Schadensfall eine sechs- oder gar siebenstellige Summe draufzahlen.
Michael Stöcker (stoecker@hoppenstedt.de)