Von Ingenieurbüro zum globalen Lieferanten

handling-Award 2014 - "Ehrenpreis für das Lebenswerk": Eugen Rapp, Gründer und Gesellschafter, ist die Triebfeder hinter TOX PRESSOTECHNIK

Eugen Rapp, TOX PRESSOTECHNIK
Eugen Rapp steht als Gründer hinter der Weltmarke TOX PRESSOTECHNIK.

Von Begriffsmonopolen spricht man, wenn Marken ganze Produktgattungen als Begriff belegen. Aspirin, Tempo oder der Duden seien hier genannt. In der Technik geschieht dergleichen seltener. Eugen Rapp ist dies aber gelungen. Der Begriff "Toxen" wird als Synonym für das Druckfügen oder Clinchen hergenommen.

Es ist immer wieder die Rede vom Mittelstand, der das Rückgrat der heimischen Industrie und damit eines der wichtigsten Elemente der deutschen Wirtschaft darstellt. Doch was ist eigentlich "der" Mittelstand und wie weit ist die Bezeichnung für ein Unternehmen bestimmter Größe zulässig? Sind es die unzähligen kleinen Zulieferer- und Handelsbetriebe mit hoher zwei- bis niedriger oder mittlerer dreistelliger Beschäftigten-Anzahl, oder sind es auch Produktions- sowie Distributions-Unternehmen mit vierstelligem Personalstand? Der typische deutsche Mittelstand findet sich wohl im unteren Mittelblock wieder und ist vor allem durch familiäre Führungs- und Besitzverhältnisse geprägt. Noch typischer aber ist die Entwicklung vom Ingenieurbüro zum global agierenden Mittelstandsunternehmen, wie das bei der Firma TOX PRESSOTECHNIK GmbH & Co. KG aus dem oberschwäbischen Weingarten der Fall ist. Doch der Reihe nach:

Eugen Rapp, geboren am 19. November 1947, gründete mit seinem damaligen Kompagnon, Paul Haug, im Jahr 1973 das Konstruktionsbüro Rapp & Haug. In der gemeinsamen Zeit vor allem mit Konstruktionen im Kundenauftrag beschäftigt, übernahm Eugen Rapp schon 1973 die Mitinhaberschaft und fungierte als Geschäftsführer von Rapp & Haug. Mit der Erfindung und Patentierung des pneumohydraulischen Antriebzylinders "Kraftpaket" im Jahr 1978 nahm die Geschäftsentwicklung eine Wende. Denn Eugen Rapp entschloss sich zur Gründung des Unternehmens PRESSOTECHNIK GmbH, um das wachsende Kraftpaket-Produktprogramm besser vermarkten zu können. Dass sich daraus einmal ein weltumspannendes Technologie-Unternehmen entwickeln würde, das im Segment Blechverbindungen international eine führende Rolle einnimmt, konnten weder er noch seine Frau Ilse und die inzwischen um die beiden Töchter Susanne und Stefanie gewachsene Familie erahnen. Dem Produktprogramm Kraftpaket folgten standardisierte Pressen, C-Bügel-Maschinen- und Roboterzangen sowie Vorrichtungen und Sondermaschinen für die Stanz-, Umform- und Schweißbearbeitung in verschiedensten Industrien. Basierend auf den zahlreichen Anwendungen in der Blechverarbeitung und in der damit einhergehenden Baugruppenmontage, widmete sich Eugen Rapp dann dem Thema Blechverbindungstechnik und konnte auch hier einen Coup landen. Nämlich mit der visionären Entwicklung des Blechverbindungsverfahrens TOX-Rund-Punkt, dessen Patent im Jahr 1986 eingetragen wurde.

Susanne Eberhardt, Eugen Rapp, Stefanie Reich
Die Familie führt das Unternehmen aus dem schwäbischen Oberland: Susanne Eberhardt, Eugen Rapp, Stefanie Reich (von links). (Fotos: TOX PRESSOTECHNIK)

Konsequent der Strategie einer globalen Produkt-Vermarktung Rechnung tragend, wurde das Unternehmen PRESSOTECHNIK GmbH in die TOX PRESSOTECHNIK GmbH & Co. KG umfirmiert. Zumal noch im Jahr 1985 die Gründung der Pressotechnik Ltd. in Chicago/USA stattfand. Der Entwicklung und branchenweiten Etablierung der pneumohydraulischen Antriebszylinder TOX-Kraftpaket sowie des Pressen- und Zangenprogramms folgte somit die Entwicklung und sukzessive Etablierung des Blechverbindungsverfahrens TOX-Rund-Punkt. Heute ist TOX PRESSOTECHNIK in den drei komplementären Geschäftsfeldern Antriebstechnik, Pressentechnik und Verbindungstechnik global aktiv und bietet den Kunden aus den verschiedensten Industrien sowie der Produktions- und Montagetechnik Teil- und Komplettlösungen aus einer Hand. Dies inklusive eigener Steuerungen und Software sowie Service und Support. Doch die erwähnte Technik stellt nur die eine Seite des rund um den Erdball anhaltenden Erfolgs dar. Denn schon sehr früh erkannte Eugen Rapp die Chancen, die sich ihm durch die Internationalisierung etwa der Automobil-Produktion ergaben.

So wurde bereits im Jahr 1985 das erwähnte Tochterunternehmen in USA gegründet, dem im Zeitraum von 1985 bis 2007 und bis heute 17 eigene Tochtergesellschaften u. a. in Japan, Korea, Indien, Europa und Osteuropa folgten. Im Jahr 1985 war das Thema Globalisierung noch fast keines, für Eugen Rapp aber schon! Gleiches gilt für die heute viel beschworene aber selten konsequent praktizierte Kundennähe. Denn als er 1992 mit einer Delegation des Baden-Württembergischen Landtags die damals noch als Entwicklungsland angesehene Volksrepublik China besuchte, reifte in ihm die Idee, dort alsbald, nämlich ab 1993 zu produzieren, um die asiatischen Märkte schneller beliefern zu können.

Allein diese Eckpunkte zeigen auf, dass hier ein Visionär am Werke war und ist, was sich nicht zuletzt auch an der aktuellen Größe des Unternehmen TOX PRESSOTECHNIK zeigt. Insgesamt werden heute 1010 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon 380 in der Zentrale in Weingarten, 400 im chinesischen Taicang, 80 in Indien, 65 in den USA und 40 in Brasilien. Für Eugen Rapp sind es vor allem die Menschen vor Ort, die den Erfolg ausmachen, und diesen gibt er gerne die nötigen Freiräume. Diese wiederum bewahrte er sich über all die Jahre auch selbst und ist bis heute seinen Leidenschaften Bergwandern, Kegeln und Akkordeonmusik treu geblieben. Seit 2003 entschloss sich Eugen Rapp, die Verantwortung für das Unternehmens auf mehrere Schultern zu verteilen und die Töchter Susanne und Stefanie in den Gesellschafterkreis aufzunehmen.
Das Lebenswerk des bodenständigen und familienverbundenen Unternehmers Eugen Rapp lässt sich wohl am besten im folgenden Satz zusammenfassen: Es ist ihm gelungen, aus und mit dem Produkt "TOX-Rund-Punkt-Blechverbindungsverfahren" einen international gebräuch-lichen Begriff zu machen, nämlich das "Toxen". Spricht in den blechverarbeitenden Industrien heute jemand vom Verbinden von Blechen, fällt oft das Wort "Toxen" und es wird nicht vom Druckfügen oder Clinchen gesprochen, ähnlich wie das beim Papiertaschentuch oder bei bestimmten Erfrischungsgetränken der Fall ist, denn auch dort fallen dann die Namen der Produkte… .