Zerspanen
Heiß aufs Kühlen
Mit Stickstoff kann man ja so einiges treiben. Aufgrund seines niedrigen Siedepunktes eignet sich zum Beispiel Flüssigstickstoff zum Kühlen. Die Idee, sich diese Eigenschaft beim Zerspanen nutzbar zu machen, ist leichter gefasst als umgesetzt. MAG ist es gelungen, die Kyrogene Zerspanung bis zur Serienreife zu entwickeln, um die Vorteile für verschiedene Bearbeitungsarten, Materialien und Anwendungen nutzbar zu machen. Auf der EMO sind gleich vier Maschinen mit dem innovativen Kühlsystem bestückt: Ein Vertikal-Bearbeitungszentrum NBV 700 5X zeigt live die Bearbeitung eines Titan-Blisks aus dem Aerospace-Bereich, auf einem Vertikal-Drehzentrum VDM 1000 wird die Kryo-Zerspanung eines Drehteils aus Inconel vorgeführt und auf einem Horizontal-Dreh-Fräszentrum VDF 450 TM die Bearbeitung einer gehärteten Welle. Zudem wird auf dem hydraulikfreien Bearbeitungszentrum E-Specht ein Zylinderblock aus GGV mittels Stickstoffkühlung zerspant. Erhebliche Verbesserungen dürfen sich auch Windanlagenhersteller bei der Zerspanung von Rotorblatt-Wurzelenden aus Faserverbundwerkstoffen erhoffen. Das roboterbasierte System mit Stickstoffkühlung, entstand in Kooperation mit dem Seligenstädter Unternehmen A2, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Robotertechnik.
Umweltfreundlicher und kostensparender
Sauberes, platzsparendes und effizientes Arbeiten verspricht der neue E-Specht 600. Hauptmerkmal: Hydraulische Aktuatoren sind komplett durch elektro-mechanische E-Aktuatoren ersetzt, die beim Werkzeughandling, im Rundtisch, den Spannsystemen, der Spindel und beim Palettenwechsler zum Einsatz kommen. Die neue Produktreihe an E-Aktuatoren wurde komplett von Corcom, dem MAG Geschäftsbereich für Kernkomponenten, entwickelt und gebaut. "Unseren Kunden bringt der Hydraulikverzicht neben dem Umweltaspekt einen dreifachen Nutzen: Die Betriebskosten werden durch entfallende Wartungsmaßnahmen und Schonung der Baugruppen reduziert und Hallenfläche und Energie werden eingespart. Schließlich ergeben sich auch kürzere Zykluszeiten, im Ganzen also eine wirklich kostenoptimale Lösung", betont Dr. Sebastian Schöning, President Automotive bei MAG.
Für das gesamte Anwendungsspektrum
Durch die Integration des Honens von Zylinder- und Kurbelwellenbohrungen auf Bearbeitungszentren kann nun die komplette Prozesskette zur Herstellung von Zylinderkurbelgehäusen auf einer Maschine dargestellt und somit Investitionskosten sowie Betriebskosten gesenkt werden. Das Unternehmen stellt darüber hinaus die komplette Technologie für Verzahnaufgaben inklusive Drehen, Wälzfräsen, Verzahnungsfräsen. Neuerdings gehört dazu auch die Kegelradbearbeitung von Rädern und Wellen, die auf einer Horizontal-Drehmaschine VDF 450 TM und einer Vertikal-Drehmaschine VDM 1000 TM präsentiert wird.
Weitere Potenziale erschließen
Das Maschinenprogramm erschließt - laut Unternehmen - die komplette Welt der Zerspanung: horizontal wie vertikal Drehen und Fräsen, Wälzfräsen, Mehrspindelbearbeitung, 5-Seiten und 5-Achsen-Bearbeitung und integrierte Technologien zur Komplettbearbeitung in allen Größenordnungen gehören dazu. Die 2-spindlige NBV 250 DUO ermöglicht durch Pendelbearbeitung und hauptzeitparalleles Werkstückrüsten hohe Produktivität auf kleinem Raum. Die horizontalen Bearbeitungszentren NBH 500+ mit klassenstärkster Getriebespindel und NBH 630 MT zur simultanen 5-Achsen- und Fräs-Dreh-Bearbeitung mit 700 Nm Drehmoment zeigen ihre Stärken vor allem bei der Komplettbearbeitung im flexiblen Mischbetrieb bei Werkstücken aus den unterschiedlichsten Materialien. Eine neu entwickelte Vertikal-Drehmaschine für die Wellen- und Räderbearbeitung und die Wälzfräsmaschinen des Chemnitzer Werks - darunter die Weltneuheit H 250 CDT mit Twin Technologie-Funktion zum hauptzeitparallelen Anfasen und Entgraten - komplettieren das Angebot im Bereich der Verzahnung. Damit deckt das Unternehmen nun das gesamte Spektrum an Bearbeitungsmaschinen und Technologien für die Getriebeherstellung ab.
Turnkey-Konzept und Services ausgebaut
Schneidstoffe kommen jetzt Produktionssteuerung und komplette Anlagenüberwachung für Maschinenbauer, die Zulieferindustrie, Aerospace und erneuerbare Energien hinzu. Der Schlüssel zur umfassenden Effizienzsteigerung heißt Delta 4. Dahinter verbirgt sich eine neue Produktmarke mit IT-Lösungen für die effiziente Fertigungsvernetzung und Prozessoptimierung im Unternehmen einschließlich technischem Consulting, Software Lösungen und Remote Services. Im Fokus steht dabei die Integration der Fertigungs- und Planungsebene mittels CAM, MES, Shopfloor und Tool Management bis an die CNC-gesteuerte Maschine. Eingebunden in ein Turnkey-Projekt lassen sich dadurch kostenintensive Nebenzeiten herabsetzen und die Produktivität erhöhen. "Auch bei Turnkey-Projekten wollen wir ganzheitliche Lösungen bieten. Darunter verstehen wir nicht nur den reinen Zerspanungsprozess, sondern das gesamte Zusammenspiel aller Komponenten, Prozesse und Personen für eine effiziente und erfolgreiche Fertigung", so Marketingchef Winterstein. Dahinter steht ein völlig neuer Service-Gedanke: Service und Support werden um das Konzept des "Collaborative Manufacturing" herum aufgebaut. Dieses Konzept umfasst eine eingehende Analyse aller Aspekte der Fertigung und die nachhaltig betriebene Effizienzsteigerung auf der Basis integrierter Softwarelösungen. "Wir sind schon längst kein reiner Werkzeugmaschinenbauer mehr, sondern verstehen uns als Komplettlieferant für unsere Industriekunden", sagt Winterstein. "Unsere Kunden können von uns einen kompletten Rund-um-Service erwarten, von der Maschine bis zum Betrieb. Ob Werkzeuge, Kühl- und Schmiermittel, Softwarelösungen, Wartung und Instandhaltung, Life-Cycle-Support: ein Ansprechpartner für die komplette Fertigung." ee